In unserer Blog-Serie „O-TON“ plaudern wir über unseren Job und unsere Leidenschaft für Organisationsentwicklung und Agilität – diesmal mit Jill Menon, die unser Team seit Mai 2022 als Beraterin und Gesundheitscoach unterstützt.

1. Jill, du bist unter anderem IHK-zertifizierte Gesundheitscoach. Was fasziniert dich an diesem Berufsbild und wie definierst du für dich “Erfolg”?

Ich kann dazu beitragen, Menschen für ihre eigene Gesundheit zu sensibilisieren. Dabei geht es mir nicht nur darum, ein besseres Verständnis für Gesundheitsthemen zu entwickeln, sondern auch um Selbstverantwortung. Denn jeder und jede kann etwas am Umgang mit der eigenen Gesundheit verändern! Das finde ich wichtig und es ist mir ein Anliegen, dazu zu ermutigen und immer wieder daran zu erinnern. Wenn es uns gut geht, wenn wir uns gut fühlen, hat das einen positiven Einfluss auf unsere Lebensqualität und damit auch auf unsere Arbeit, denn Arbeit ist ein Teil unseres Lebens. Oder andersherum: Wenn es Menschen nicht gut geht, helfen die besten Tools am Arbeitsplatz nichts. Wenn ich nach meiner Beratung eine Veränderung oder ein Umdenken feststelle und ich das Unternehmen damit weiterbringen konnte, dann ist das für mich ein Erfolg.

2.Du bist auch zertifizierte Scrum Masterin. Wie verbinden sich die beiden Themen Gesundheit und Agilität für dich?

Organisationsentwicklung hat viele Facetten und viele Themen ergänzen sich perfekt oder greifen ineinander – wie Agilität und Gesundheit. Beispielsweise hat Gesundheit viel mit der Teamdynamik und der Arbeitsatmosphäre zu tun. Als Scrum Masterin kann ich auf viele Aspekte Einfluss nehmen, die für gesundes Arbeiten wichtig sind. .

3.Bleiben wir beim gesunden Arbeiten: Organisationsentwicklung bedeutet für Teamprove auch, die Rahmenbedingungen für gesundes Arbeiten zu gestalten. Welche Rahmenbedingungen sind das?

Auf jeden Fall sehr viel mehr als nur die Höhe des Schreibtischstuhls zu verstellen ;) Oft wird gesundes Arbeiten auf Themen wie Arbeitsplatz-Ergonomie oder den Veggie Day in der Kantine reduziert. Unternehmen, die die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern möchten, sollten sich aber auch mit soften Faktoren wie Teamentwicklung, Kommunikation, Feedback und Wertschätzung auseinandersetzen. Stress ist außerdem ein ganz wichtiges Thema, ebenso Konfliktmanagement und die Fehlerkultur. Nach einer Bestandsaufnahme der relevanten Themen kann man individuell passende Maßnahmen entwickeln. Was wird gebraucht und was kann ich meinen Mitarbeitenden anbieten? Diese Maßnahmen können auf beiden Seiten ansetzen. Nehmen wir das Beispiel Stress: Mitarbeitende können lernen, besser mit Stress umzugehen, und Unternehmen können sich überlegen, wie sich das Stresslevel grundsätzlich senken lässt. Deshalb mag ich auch die Kombination meiner beiden Jobs so gerne: Als selbstständige Gesundheitsberaterin berate ich Privatpersonen und setze am persönlichen Stressmanagement an. Bei Teamprove hingegen kann ich in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden an mehreren Stellschrauben drehen – beispielsweise an der Arbeitslast, dem Betriebsklima und dem Führungsstil – und so die Situation für viele Menschen gleichzeitig verbessern.  

4.Warum wird die Verankerung des betrieblichen Gesundheitsmanagements als Baustein der Organisationsentwicklung immer wichtiger? 

Eigentlich liegt es auf der Hand: Wenn es Mitarbeitenden nicht gut geht, machen sie mehr Fehler und werden häufiger krank. Ihre Zufriedenheit und die Mitarbeiterbindung sinken und sie wechseln häufiger das Unternehmen. All das kostet das Unternehmen Geld. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden haben also direkten Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Was ich in diesem Zusammenhang sehr wichtig finde, ist Fürsorge. Also gegenseitig auf sich achten, sich unterstützen und den Rücken stärken, nicht nur in der Zusammenarbeit, sondern auch im Kontext Gesundheit. Klar, ich spreche hier von einem Idealbild, die Realität sieht oft noch anders aus. Aber in Zeiten des Fachkräftemangels wird auch ein gutes und umfassendes Betriebliches Gesundheitsmanagement immer wichtiger werden, ebenso eine gesundheitsorientierte Führung.

5.Du möchtest gerne das Betriebliche Gesundheitsmanagement agilisieren. Wie kann Agilität das BGM voranbringen?

In vielen Unternehmen ist Betriebliches Gesundheitsmanagement leider ein recht starres, standardisiertes Programm oder ein loses Angebot temporärer Aktionen. Mir fallen deshalb zahlreiche Ansatzpunkte ein, wie das Konzept BGM von Agilität profitieren könnte: Ein agiles BGM richtet sich flexibel an den akut vorhandenen Problemen des Unternehmens und der Mitarbeitenden aus. Ein agiles BGM ist langfristig und nachhaltig ausgelegt, entwickelt sich aber iterativ und passt die Strategie in Zyklen immer wieder an: Man agiert, evaluiert und reflektiert und plant dann die nächsten Schritte. Und ein agiles BGM lebt vom Feedback der Menschen im Unternehmen, von ihren Bedürfnissen, Wünschen und Vorschlägen. 

6.In deinen Coachings verfolgst du einen ganzheitlichen Ansatz. Was verstehst du darunter? 

Beim Begriff “ganzheitlich” kommt es auf den Kontext an. Nehmen wir nochmal das Beispiel BGM: Der beliebte “Gesundheitstag” allein macht noch kein Betriebliches Gesundheitsmanagement. Das ist ein guter Kick-off oder ein Element größerer Veränderungen, aber eine ganzheitliche BGM-Strategie braucht ein breites, aufeinander abgestimmtes Angebot an Maßnahmen. Und ganz wichtig: Gesundheit muss als Leitgedanke und gelebter Wert in der Unternehmenskultur, in den Prozessen und in der Führung verankert werden. 

Beim Gesundheits-Coaching bedeutet “ganzheitlich”, dass ich den Menschen als System sehe, mit seinen Lebensumständen und seinem Alltag. Wir sind nicht Privatperson oder Arbeitsperson, sondern immer beides. Ein weiterer Kerngedanke von Ganzheitlichkeit ist das Zusammenspiel von Körper und Geist – wie beispielsweise im Ayurveda. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass mentale Aspekte die körperliche Gesundheit beeinflussen. Jeder kennt das Phänomen, dass Stress sehr konkrete körperliche Beschwerden auslösen kann. 

7.Welche typischen Hürden hast du bei deinen Beratungen kennengelernt?

Es gibt oft Vorurteile gegenüber Gesundheitscoaching und vielen Unternehmen ist nicht klar, warum man das überhaupt braucht. Eine weitere Hürde ist der typische Widerstand gegen Veränderungen ganz allgemein – das gibt es, denke ich, bei jedem Unternehmen. Auch die Umsetzung kann zur Hürde werden, denn das Gelernte anzuwenden und dauerhaft dran zu bleiben, ist gar nicht so einfach. Fehlende Zeit und fehlende Budgets sind ebenfalls ein Thema, also wenn das Tagesgeschäft immer vorgeht und der Effekt von gesundem Arbeiten auf den Unternehmenserfolg unterschätzt wird. 

8.Hast du noch einen speziellen Tipp, was jeder Einzelne selbst dazu beitragen kann, um auch in einer herausfordernden Arbeitswelt gesund zu bleiben? 

Man kann unglaublich viel tun! Eine Sache, die mir persönlich sehr wichtig ist, ist die “Pause zwischendurch”. Auf den Balkon gehen, ans Fenster stellen oder noch besser ist ein Spaziergang an der frischen Luft. Ohne Handy. Das ist mein Energie-Reservoir und hilft mir dabei, in mich reinzuhören und zu verstehen, was ich gerade brauche. Es ist nicht schwierig in den Alltag einzubinden, wird aber doch gern vergessen. Wenn wir durchgehend in unserem Arbeitsumfeld bleiben, fallen uns ganz alltägliche Bedürfnisse nicht mehr auf. Meistens bin ich nach dieser kurzen Auszeit wieder viel produktiver. Oder umgekehrt formuliert: Pausen sind nicht unproduktiv!

9.Wie schon angesprochen, bist du neben deiner Tätigkeit bei Teamprove als Gesundheitscoach selbstständig. Wie bekommst du beides im Sinne eines guten Stressmanagements unter einen Hut? 

Die beiden Tätigkeiten ergänzen sich ganz wunderbar und ich mache beides unfassbar gerne. Das ist wahrscheinlich das Wichtigste. Klar, ich komme auch mal an meine Grenzen – das passiert glaube ich allen, die ihren Beruf mit großer Leidenschaft ausüben. Aber es gelingt mir ganz gut, eine Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu schaffen. Ich achte wie gesagt auf Pausen und ich habe eine feste Morgenroutine, um gut in den Tag zu starten. Auch über die richtige Ernährung kann ich gut auf die Bedürfnisse meines Körpers eingehen. 

10.Verrätst du uns zum Abschluss, was du in deiner Freizeit machst?

Ich habe ja schon erwähnt, dass mir Routinen wichtig sind – da gehören für mich Yoga und Meditation dazu. Ich tanze und singe gerne und mag alles, was outdoor stattfindet, Laufen, Spazierengehen, Wandern, gerne gemeinsam mit anderen. Reisen ist mir sehr wichtig, im Urlaub oder als Workation. Mein eigenes Business ist ebenfalls Teil meiner Freizeit und ich investiere gerne in meine persönliche Weiterentwicklung.

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Sophie Wittmann studiert Gesundheitswissenschaft an der TU München und vertieft als Teamprove-Werkstudentin das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft & Health. Sie unterstützt uns bei der Contentproduktion und gestaltet unseren Social-Media-Auftritt aus der Perspektive der Generation Z mit.

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