Wie gehen Sie vor, wenn Sie externe Unterstützung suchen? Googeln Sie? Bitten Sie Kollegen oder Geschäftspartner um Empfehlungen? Und wen oder was brauchen Sie denn nun genau – Berater oder Coach?

Der Coaching-Markt boomt. Kein Wunder, denn die Nachfrage ist da: Umfragen bestätigen, dass in den letzten Jahren jeder zweite Manager ein Coaching in Anspruch genommen hat. Ganz generell lassen sich heute viel mehr Menschen in privaten und beruflichen Fragen beraten und begleiten. Wesentlich dazu beigetragen hat sicherlich der Imagewandel vom „Gecoacht-Werden“: Wer sich externe Hilfe holt, trägt nicht länger den Makel des Scheiterns, sondern punktet ganz im Gegenteil als proaktiver Macher.

Auch das Streben nach Optimierung nimmt zu. Unternehmen sind kontinuierlich in Bewegung – Stichwort „Change Management“. Führungskräfte wollen das Beste aus sich und ihrem Team herausholen, Potenziale nutzen, Schwächen identifizieren und Stärken stärken.

Hilfe von außen bringt hier oft ganz neue Impulse und Perspektiven, doch wir stellen in unseren Erstgesprächen fest, dass die Begriffe Beratung und Coaching häufig in einen Topf geworfen werden. Die Gefahr ist deshalb groß, den falschen Dienstleister oder die falsche Dienstleistung auszuwählen. Ich möchte ein wenig Licht ins Dunkel bringen, denn die Ziele und Herangehensweisen der beiden Diszplinen unterscheiden sich wesentlich, ebenso wie die benötigten Skills der Anbieter:

Bei einer Beratung kaufen Sie sich Know-how ein. Der Berater hat Expertenwissen, das Ihnen fehlt. Sie schildern Ihr Problem, der Berater analysiert die Lage und erarbeitet eine Lösung. Und genau hier liegt der Knackpunkt, warum unzählige (oft sogar sehr gute) Beratungskonzepte nie den Weg in die Praxis finden: Die Beratung endet häufig mit der Präsentation der Lösung, der Kunde wird mit der Umsetzung allein gelassen. Wir haben gute Erfahrungen mit einer Kombination aus Beratung und Begleitung gemacht – denn in der Rolle als Begleiter übernimmt der Berater auch Verantwortung für sein Konzept.

Coaching hingegen ist ein Prozess. Natürlich kann es in manchen Branchen von Vorteil sein, wenn der Coach Fachwissen in Ihrem Bereich mitbringt – im Grunde spielt es aber für den Erfolg des Coachings keine entscheidende Rolle. Zwei Beispiele: Nicht jeder Partnerschaftscoach hat eine Scheidung hinter sich, nicht jeder Zeitmanagement-Coach kennt einen Burnout aus eigener Erfahrung. Muss er auch nicht. Denn jeder Coach geht davon aus, dass Sie die beste Lösung selber wissen bzw. unter seiner Anleitung selbst erarbeiten können. Wie das funktioniert? Durch strukturiertes Vorgehen und konsequentes Fokussieren auf den Coaching-Prozess. Der Vorteil: Lösungen, die auf diesem Weg entstehen, sind sehr individuell und immer ganz nah am Coachee. Im Mittelpunkt stehen der Mensch und die Prozesse, nicht die fachlichen Details. Ein Coach hört zu und beobachtet, reflektiert und diskutiert, analysiert Stimmungen und Werte – und vor allem stellt er die richtigen Fragen. Ein Coach ist weniger Lotse, sondern vielmehr Sparringspartner.

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Coaching will gelernt sein - ein Erfahrungsbericht meiner Ausbildung zum Systemischen Coach.
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Selbstverständlich ist die hundertprozentig strikte Abgrenzung nicht immer gegeben, in vielen Coachings verwischen sich die Grenzen zur Beratung und umgekehrt. Auch wir werden oft nach konkreten Tipps gefragt – und geben diese dann auch gerne. Allerdings nicht als Lösung, sondern als Anregung.

Egal ob Beratung oder Coaching: Bei beiden halte ich neben einer möglichst breiten Ausbildung vor allem Aufgeschlossenheit für verschiedenste Vorgehensweisen für sehr wichtig. Denn: „Wer nur einen Hammer hat, für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus!“

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Fasziniert von agilen Methoden begleitet Matthias Pauers Führungs­kräfte auf dem Weg zum „Agile Leader“ und unterstützt Organisationen beim Change Management. Seine Schwer­punkte sind Unternehmens­kultur und Führung, Coaching, Anforderungs­management und Design Thinking.

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