Dass zwischen dem ersten Gespräch und dem Beginn der Zusammenarbeit einige Monate liegen, kommt bei Projekten in der Organisationsentwicklung schon mal vor. Im Fall unseres Kunden Schwindt waren es allerdings rund fünf Jahre – umso mehr freuen wir uns, dass wir das Saarbrücker IT-Systemhaus nun bei der agilen Transformation begleiten dürfen: Seit Herbst 2021 unterstützt unsere Kollegin Sonja Maria Fabião das Team um Marco Gusenburger.

Herr Gusenburger, vielen Dank, dass Sie unseren Blog-Lesern einen Einblick in die Transformation bei Schwindt geben. Die Entscheidung für eine externe Unterstützung haben Sie sich nicht leicht gemacht. Was hat letztlich den Ausschlag gegeben?

Marco Gusenburger: In den letzten Jahren war ich regelmäßig in Kontakt mit Matthias Pauers von Teamprove, weil ich die Idee spannend fand, mit externer Unterstützung an der Weiterentwicklung von Schwindt zu arbeiten. Ich musste intern einiges an Aufklärungsarbeit zum Nutzen dieser Investition leisten, aber 2021 bekam ich dann das „Go“ der Geschäftsführung für die Zusammenarbeit mit Teamprove. Wir hatten zu dem Zeitpunkt das Gefühl, als Unternehmen auf der Stelle zu treten, zu oft die gleichen Fehler zu machen.

Ihr Pilotprojekt mit Teamprove ist die Einführung eines Projektmanagements in ihren Teams. Was genau sind die Schmerzpunkte?

Marco Gusenburger: Wir wünschten uns mehr Überblick über unsere Projekte und eine höhere Anpassungsgeschwindigkeit an Veränderungen. Unser Ziel war es deshalb, die Transparenz der laufenden Projekte zu verbessern, beispielsweise zu Teilaufgaben und zum Status. Und wir wollten unsere Projektabläufe besser organisieren, nicht nur in der Softwareentwicklung, sondern auch in unseren Consultingprojekten.

Seit rund 9 Monaten arbeiten Sie und Ihr Team eng mit Teamprove Coach Sonja Maria Fabião zusammen, unter anderem haben Sie gemeinsame Rituale eingeführt, wie Dailys und regelmäßige Retrospektiven. Was hat sich seitdem verändert? Gibt es besondere Aha-Momente oder Quick Wins?

Marco Gusenburger: Wir haben uns ganz klar verbessert, nicht nur gefühlt, sondern messbar. Die fakturierbaren Stunden unserer Entwickler und Consultants sind seit Beginn der Zusammenarbeit gestiegen. Über reine Effizienzindikatoren hinaus sind wir aber auch als Team enger zusammengerückt. Die von Sonja Maria Fabião eingeführten Rituale sorgen für einen intensiveren Austausch, vorhandenes Wissen wird besser genutzt, an den Schnittstellen läuft die Informationsübergabe reibungsloser und Prozesse haben sich beschleunigt. Auch ich als Führungskraft habe einen viel besseren Einblick, wo es ohne mein Zutun gerade gut läuft und wo ich mich einklinken sollte, weil die Teams Unterstützung benötigen.

Welche Veränderungen fallen Ihrem Team schwer und warum?

Die eingeführten Veränderungen produzieren anfangs – zumindest gefühlt – Mehrarbeit für jeden Einzelnen, also zum Beispiel die morgendlichen Dailys oder die Dokumentation von Infos in unserem Projekttool. Es hat sich aber gelohnt, dass wir durchgehalten und die Rituale nicht aufgeweicht haben. Denn als die ersten Verbesserungen für alle spürbar wurden, legte sich auch der Widerstand gegen die Neuerungen. Es dauert einfach ein wenig, bis Rituale wirklich zum Ritual werden.

Pandemiebedingt und aufgrund der räumlichen Distanz finden alle Meetings und Termine remote statt – im Schnitt rund 30 Online-Termine monatlich. Ist diese Form der Zusammenarbeit aus Ihrer Sicht mittlerweile „New Normal“?

Marco Gusenburger: Unsere Mitarbeitenden haben das Homeoffice sehr zu schätzen gelernt, viele sagen, dass sie ruhiger arbeiten können und ihre Effektivität gestiegen ist. Aber klar, das Zwischenmenschliche bleibt schon ein wenig auf der Strecke und wir genießen es jetzt, dass im Büro wieder mehr los ist und man auch mal persönlich die Köpfe zum Brainstormen zusammenstecken kann. Wir werden auch einige Teambuilding-Maßnahmen wieder aktivieren, beispielsweise unser gemeinsames Grillen am Freitagmittag, und weitere Aktivitäten sind geplant.

Mit Frau Fabião hatten wir bisher ausschließlich Online-Termine, was aber super funktioniert. Ich finde es wichtig, dass die Kamera an ist, damit man sich in die Augen schauen kann. Bei Gruppenmeetings ist die Moderation entscheidend, man muss darauf achten, dass jeder einen Redeanteil hat, und auch zurückhaltende Kolleg:innen mit einbinden.

Ein zentrales Element war ein Workshop zum Thema Werte. Wie schaffen Sie es, dass die gemeinsam erarbeiteten Werte Teil einer gelebten Unternehmenskultur und verbindlicher Kompass für die Schwindt-Transformation werden?

Marco Gusenburger: Das war ein spannender Workshop. Mir ging es darum, dass wir gemeinsam darüber sprechen, wie wir in Zukunft bei Schwindt zusammenarbeiten möchten, wie wir miteinander umgehen, welche Erwartungen wir aneinander haben und welche Fehlerkultur wir leben. Es hat mich gefreut, dass sich alle Mitarbeitenden sehr aktiv am Workshop beteiligt haben – jetzt geht es darum, dass wir die Ergebnisse nicht nur als Ausdruck an die Wand hängen, sondern dass wir sie in unseren Alltag integrieren und uns in unserem Verhalten und bei unseren Entscheidungen daran orientieren. Da muss ich als Führungskraft mit gutem Beispiel vorangehen und Vorbild sein.

Als Führungskraft sind Sie in einer Transformation besonders gefordert. Haben sich Ihre Aufgaben und Ihr Verständnis von Führung gewandelt?

Marco Gusenburger: Auf jeden Fall. Das A und O sind eine gute Kommunikation und Feedback. Und ich habe gelernt, dass ich Konflikte nicht aufschieben darf. Generell ist Sozialkompetenz wichtiger geworden.

Sonja Maria Fabião unterstützt nicht nur Ihr Team, sondern coacht auch Sie persönlich als Führungskraft. Wie profitieren Sie von diesem Executive Coaching?

Marco Gusenburger: Das Führungskräfte-Coaching liefert mir neue Perspektiven und die Möglichkeit, meine Ideen mit einem Sparringspartner zu besprechen. Dabei geht es mir nicht nur um meine persönliche Weiterentwicklung als Führungskraft, sondern auch um Impulse, wie ich in dieser Rolle meine Mitarbeitenden und Teams weiterentwickeln kann.

Sie haben Ihre Laufbahn bei Schwindt als Azubi begonnen, heute sind Sie als Gesellschafter und Leiter der Softwareabteilung im Führungskreis und werden demnächst Geschäftsführer. Wie gelingt der Rollenwechsel vom Kollegen zum Chef? Welche Tipps würden Sie anderen Nachwuchsmanagern geben, die im eigenen Unternehmen Karriere machen möchten?

Marco Gusenburger: Ich bin seit mittlerweile 22 Jahren im Unternehmen und werde zum Jahreswechsel die Geschäftsführung übernehmen. Und ja, natürlich ändern sich auf diesem Weg viele Beziehungen zu Kollegen. Ich bin ein Freund der klaren Kante und trenne am Arbeitsplatz Geschäftliches von Privatem. Das sollte man können, wenn man innerhalb eines Unternehmens Karriere macht. Es war mir persönlich aber immer wichtig, authentisch zu bleiben und keine künstliche Distanz aufzubauen.

Apropos Karriere: Als Softwarehaus ist auch Schwindt auf der Suche nach guten Fachkräften. Welche Ansprüche haben Talente heute an ihr Arbeitsumfeld und welche Auswirkungen hat New Work auf Ihre Personalstrategie?

Marco Gusenburger: Der Fachkräftemangel ist größer denn je und wir müssen unser Profil als Arbeitgeber anpassen. Homeoffice-Regelungen sind ein wichtiger Teil unseres Angebots, das wird in der IT-Branche eigentlich als selbstverständlich vorausgesetzt. Der Firmenwagen ist noch ganz interessant, und wir spüren zunehmend ein großes Bedürfnis nach geregelten Arbeitszeiten und einer klaren Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit – hier haben wir vielleicht einen Vorteil gegenüber größeren Unternehmen, die häufig erwarten, dass ihre Mitarbeitenden auch im Feierabend oder am Wochenende erreichbar sind. Dieses Work-Life-Blending gibt es bei Schwindt nicht.

Was sind umgekehrt die wichtigsten Skills, die Sie sich von Ihren Mitarbeitenden wünschen?

Marco Gusenburger: Kommunikationsfähigkeit intern und gegenüber Kunden. Lebenslanges Lernen. Selbstorganisation. Kreativität und Problemlösungskompetenz.

Zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft: Wie geht es mit der Transformation bei Schwindt weiter und was möchten Sie bis Ende 2022 erreicht haben?

Marco Gusenburger: Wir möchten die neue Struktur und Arbeitsweise nachhaltig stabil etablieren, die Rituale eventuell weiter ausbauen. Und wir möchten es schaffen, das Gelernte auch auf unser Onboarding anzuwenden, so dass wir flexibel und reibungslos neue Leute mit in Projekte integrieren können.

Ganz grundsätzlich ist es mir wichtig, dass auch bei künftigen Veränderungen alle Teammitglieder eine Stimme haben, ich entscheide das nicht allein von oben herab. Wir überlegen gemeinsam, an welchen Schwachpunkten wir ansetzen wollen oder bei welchen Abläufen wir noch Optimierungspotenzial sehen. Auf jeden Fall haben wir in den letzten Monaten schon sehr viel erreicht!

Herr Gusenburger, herzlichen Dank für das Interview! 

Bildmaterial © Schwindt GmbH

Marco Gusenburger
Schwindt GmbH
https://www.schwindt.de/

Die SCHWINDT GmbH ist ein IT-Systemhaus in Saarbrücken mit einer über 70-jährigen Erfolgsgeschichte. Das Portfolio umfasst ganzheitliche Hardware- und Software-Lösungen aus den Bereichen ERP, DMS, MPS und IT-Infrastruktur in Kombination mit IT-Consulting.

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