Teamprove war im Juli beim sogenannten „Future Lounge Day“ im Klenze-Gymnasium in München mit dabei. Im Rahmen dieses Studientags beschäftigen sich Schüler der 11. Klassen intensiv mit der Zukunft ihrer Berufswelt. Auf der Agenda standen auch dieses Jahr wieder topaktuelle Themen wie Industrie 4.0 und Arbeitswelt 4.0, die im Dialog mit Vertretern aus der Wirtschaft erarbeitet wurden. Die Referenten kamen aus verschiedensten Bereichen wie z.B. IT-Unternehmen, Agentur für Arbeit, Gewerkschaften, Politik sowie Consulting (vertreten durch die Teamprove GmbH). Anschließend an den Keynote-Vortrag über die fortschreitende Digitalisierung hatten die Schüler die Wahl zwischen diversen Workshops und in der abschließenden Podiumsdiskussion wurden die gesammelten Fragen diskutiert.

Der Teamprove-Workshop stand unter dem Motto „Agilität, Teamwork, Leadership“. Mir persönlich war es wichtig, den jungen Menschen in meinem Workshop mitzugeben, was sich gerade in der Wirtschaft ändert. Warum haben traditionelle Organisationsformen mit immer mehr Problemen zu kämpfen? Und warum werden netzwerkartige Organisationsformen den aktuellen dynamischen Marktverhältnissen deutlich besser gerecht? Früher war die Optimierung der Produktion ein wesentliches Mittel, um beispielsweise durch Kostensenkung einen Wettbewerbsvorteil zu generieren. Um heute die Nase vorne zu haben, gilt es hingegen mehr denn je, dynamisch auf die rasanten Marktveränderungen zu reagieren. Die neue Effizienz heißt deshalb „Anpassungsgeschwindigkeit“.

Das hat auch Auswirkungen auf die Organisationsform. Nicht umsonst setzen alle agilen Vorgehensweisen auf möglichst selbstorganisiertes Arbeiten. Jeden Tag müssen viele Entscheidungen getroffen werden, um im Projekt voranzukommen. Eine zentrale Steuerung ist zu träge und in komplexen Umgebungen auch nicht sinnvoll. Das „kollektive Wissen“ ist viel besser in der Lage, mit neuen und überraschenden Situationen umzugehen. Damit die Vorteile der Selbstorganisation einen Beitrag zum Projekt- und Unternehmenserfolg leisten können, ist es jedoch nötig, passende Rahmenbedingungen zu schaffen und eine Kultur zu fördern, in der sich Selbstorganisation entfalten kann. Social Skills, die die gelebte Kultur maßgeblich beeinflussen, werden wichtiger denn je.

Im Scrum-Guide sind die fünf agilen Werte Mut, Respekt, Offenheit, Verpflichtung und Fokus aufgelistet, die dem Framework zugrunde liegen. Werden diese nicht gelebt, verkümmert das Scrum-Vorgehensmodell zum reinen Tool, dessen Potentiale nur zu einem sehr kleinen Bruchteil ausgeschöpft werden können. Zahlreiche weitere Kernfähigkeiten sind in agilen Organisationen gefragt: Teamgeist. Sich konstruktiv streiten können. Andere Meinungen zuzulassen. Lernen in den Vordergrund stellen, statt Schuldige zu suchen, wenn’s mal nicht klappt. Um nur einige zu nennen …

Deshalb engagiert sich Teamprove für Veranstaltungen wie dem Future Lounge Day. Uns ist es wichtig, den Schülern mitzugeben, was da draußen in der Wirtschaft passiert und auf welche Skills in modernen Unternehmen Wert gelegt wird. Unser Schulsystem ist noch darauf ausgelegt, den Produktionsmitarbeiter heranzubilden. Es wird in Zukunft jedoch auch wichtig sein, Kreativität, Experimentierfreude, Teamarbeit usw. in den Schulen zu fördern. Mit Freude erlebe ich, dass die Lehrerschaft selbst ihr größter Kritiker ist und es sehr viel Interesse und Offenheit gibt, neue Wege auszuprobieren, die diese Eigenschaften fördern. So darf ich z.B. bei einem P-Seminar (eine mit dem G8 in Bayern eingeführte Team-Projektarbeit in der Oberstufe) dabei sein, um als Agile Coach mit den Schülern einen iterativen, inkrementellen Projektansatz zu üben.

Eine der Teamprove-Kernphilosophien ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Wenn wir heute zu einem kleinen Teil dazu beitragen können, im Schulsystem Fähigkeiten zu fördern, die nachhaltig auf eine agile Arbeitsweise einzahlen, dann wird Agilität morgen in der digitalen Arbeitswelt ein bisschen einfacher zu erreichen sein. Dann wird (zugegeben in weiter Zukunft) vielleicht auch ein agiler Coach nicht mehr benötigt und Teamprove hat seine Hauptaufgabe vollständig umgesetzt. Allerdings bin ich mir sicher, dass ich bis dahin schon längst in Rente sein werde ;-)

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Markus Fuchs war als Agile Coach und Scrum Master bei Teamprove tätig.

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