In unserer Blog-Serie „O-TON“ plaudern wir über unseren Job und unsere Leidenschaft für Agilität – diesmal mit Maria Langner, die seit April 2020 unser Coach-Team verstärkt.

1. Maria, wie bist du mit agilen Methoden in Berührung gekommen?

Durch Zufall, als ich vom Produktmanagement in die IT gewechselt bin. Eigentlich wollte ich direkt IT-Projektmanagerin werden, aber da ich noch zu wenig IT-Erfahrung hatte, habe ich erstmal in der Test-Koordination angefangen. Dort wurde ich auf eine Scrum-Master-Schulung geschickt – für mich eine ganz neue Welt. Ein halbes Jahr später hatte ich die Möglichkeit, als erster interner Scrum Master meines Unternehmens ein Team zu übernehmen. Seitdem arbeite ich mit wachsender Begeisterung agil.

2. Was fasziniert dich am Job in einer agilen Unternehmensberatung und speziell bei Teamprove?

Ich finde Agilität generell spannend. Es gibt nicht das traditionelle „richtig“ oder „falsch“ oder „haben wir schon immer so gemacht“, sondern man findet die passendste Lösung durch „Let’s try“. In einer Unternehmensberatung sind die Einblicke in unterschiedlichste Teams und Unternehmen vielseitiger, so dass ich noch mehr Facetten von Agilität kennenlernen und mich als Agile Coach mit meinen Kunden weiterentwickeln kann – eben genau das, was agiles Arbeiten ausmacht. Speziell bei Teamprove fasziniert mich die offene Kommunikation. Jede Entscheidung wird frühzeitig an das gesamte Team kommuniziert und es gibt immer ein offenes Ohr für Fragen oder Feedback. Entscheidungen werden auch von allen Mitarbeitern hinterfragt und gemeinsam diskutiert – obwohl ich auch zuvor schon agil gearbeitet habe, empfinde ich den Transparenzgrad als überdurchschnittlich hoch. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen

3. Du bist genau zu Beginn der Corona-Krise bei Teamprove gestartet – wie fühlt sich ein „Remote-Onboarding“ an?

Es ist etwas ungewohnt, ein neues Unternehmen und neue Kollegen fast ausschließlich „remotely“ kennenzulernen. Mit Remote-Working hatte ich bis dato wenig Erfahrung, so dass ich sehr positiv überrascht war, was technisch, aber auch organisatorisch und sozial möglich ist. Außer dass ich mich an die neue Hard- und Software gewöhnen musste, hat es sich schnell normal angefühlt. Ich wurde sehr freundlich empfangen und wir haben auch remote einen sehr engen und regelmäßigen Austausch, so dass ich bald das Gefühl hatte dazuzugehören. Einen großen Unterschied kann ich deshalb nicht feststellen.

4. Welche typischen Hürden hast du bei agilen Transformationen kennengelernt?

Ich glaube, dass eine typische Hürde bei der agilen Transformation die fehlende oder falsche Kommunikation ist. Das führt zu vielen Missverständnissen und unterschwelligen Konflikten. Kommunikationsprobleme haben aber die Macht, eine agile Transformation – und sei sie noch so gut geplant – auszubremsen oder sogar zu verhindern. Eine weitere typische Hürde ist das unterschiedliche Verständnis von agilen Prinzipien oder Begriffen. Ein gutes Beispiel ist der Begriff „Planung“, der im agilen Zusammenhang sehr unterschiedlich wahrgenommen und definiert wird. Viele Teams glauben, dass bei einer agilen Vorgehensweise überhaupt keine Planung notwendig ist und alles spontan entschieden wird. Dass Agilität eine kontinuierliche Neu- und Umplanung sowie dynamische Priorisierung erfordert, haben viele nicht auf dem Radar.

5. Gibt es ein besonderes Erfolgserlebnis, an das du dich als Agile Coach erinnerst?

Ich weiß nicht, ob ich es als Erfolgserlebnis bezeichnen würde, aber es gibt ein Ereignis, bei dem ich als Agile Coach wirklich viel dazugelernt habe. Ich hatte die Anregung gegeben, dass wir im Team die Schätzmethode verändern und anstatt in „Komplexität“ in „Funktionalität“ schätzen, um den Mehrwert für den Kunden noch stärker herauszustellen. Unser Team hat sich damit aber sehr schwergetan und nach vielen Diskussionen haben wir das Thema zur Abstimmung gestellt. Das Team hat sich mit knapp über 50 Prozent gegen die Schätzung nach Funktionalität entschieden. Auch wenn ich meinen Verbesserungsvorschlag nicht durchsetzen konnte, habe ich aus den Diskussionen für mich als Agile Coach dazugelernt – vor allem, dass es manchmal nicht sinnvoll ist, den Fokus zu sehr auf ein Detail zu legen, das sowieso schon gut läuft.

6. Was sind deiner Meinung die drei wichtigsten Eigenschaften eines „Agile Leaders“?

Ein „Agile Leader“ sollte eine gute Sozialkompetenz besitzen, darunter fallen Empathie und Kommunikationsstärke. Außerdem sollte er offen für andere Meinungen sein und auch unausgereifte Ideen als positive Impulsgeber sehen. Die meiner Meinung wichtigste Eigenschaft ist aber, nicht auf Hierarchien oder seinen Status zu bestehen. Ein guter „Agile Leader“ erhält seinen Status nicht durch Zuweisung, sondern durch Taten.

7. Was sind deine Lieblingsorte im Netz, die dich beruflich inspirieren?

Ich halte mich eher in Gruppen auf sozialen Plattformen auf oder folge Hashtags, um mich inspirieren zu lassen. Außerdem versuche ich regelmäßig an Meetups teilzunehmen und auch einige Podcasts finde ich sehr interessant. Hauptsächlich erhalte ich meine beruflichen Impulse jedoch durch das Lesen von Büchern. Hier habe ich die App „Blinkist“ für mich entdeckt, die die Kernaussagen von Sachbüchern in ca. 15 Minuten zusammenfasst, übrigens auch als Audio.

8. Hast du Tipps für Berufseinsteiger, die sich für Agilität und Agile Coaching interessieren?

Ich halte es für sinnvoll, wenn man vor einer Schulung oder einem Training für ein Zertifikat zunächst selbst schon in einem agilen Umfeld gearbeitet hat. So kann man Theorie und Praxis besser miteinander verknüpfen. Ansonsten: „Einfach machen!“ Am besten fängt man mit kleinen Vorschlägen im eigenen Team an und spricht mit seiner Führungskraft über den Wunsch und die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung in die agile Richtung. Wichtig ist es, den Mehrwert von Agilität bzw. Agile Coaching hervorzuheben, sprich: Was bringt es dem Unternehmen, der Abteilung, dem Team?

9. Profitierst du auch im privaten Bereich von agilen Methoden?

O ja! Ich bin ein eher vergesslicher Mensch und versuche daher, viel Struktur in meinen Alltag zu bringen. Für meine Bachelor-Thesis habe ich beispielsweise ein Taskboard am Balkonfenster mit einem Kreidestift und Post-its erstellt. So wusste ich, bis wann welches Kapitel bzw. welcher Teil fertig werden muss, um die Deadline zu halten, und wann die Leihfrist welcher Bücher endete. (Für alle, die es interessiert: Das Thema der Thesis lautete „Die Einführung agiler Managementmethoden und die Auswirkung auf bestehende Unternehmensstrukturen“). Nach Abgabe der Thesis wanderte das Taskboard an den Kühlschrank für die Organisation der täglichen Haushaltsaufgaben.

10. Verrätst du uns zum Abschluss, was du in deiner Freizeit machst?

Ich liebe es zu musizieren! Seitdem ich denken kann, singe ich und mit 7 Jahren habe ich angefangen Gitarre zu spielen. Für mich ist musizieren wie meditieren. Glücklicherweise habe ich Freunde, die sich für einen Karaoke-Abend nicht zu schade sind. Außerdem betätige ich mich gerne körperlich, beispielsweise mag ich Wandern, Rad- oder Rollschuhfahren. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man den „inneren Schweinehund“ überwunden hat.

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