Am 26.03.2021 fand der 28. Scrumtisch statt, diesmal zum Thema „Unsicherheit managen: Wie hilft Agilität beim Umgang mit Unsicherheiten?”. Für alle, die diesmal nicht dabei sein konnten, gibt es hier eine kurze Zusammenfassung unserer Diskussion.

Eingestiegen sind wir mit der Frage: “Bei welchen Themen kann Agilität helfen, die Unsicherheit zu minimieren?” Dazu sammelten wir mit Hilfe unseres Online-Tools Teamprove Meet gemeinsam Ideen und erstellten eine Word Cloud. Anschließend betrachteten wir ausgewählte Themen der Word Cloud näher und überlegten, wie Agilität hilft, mit Unsicherheiten umzugehen, die beispielsweise in “Komplexität”, “Planung” oder “Priorisierung” stecken.

Schnell kamen wir zum Schluss, dass es im ersten Schritt vor allem wichtig ist anzuerkennen, dass Unsicherheit vorhanden ist. So wird es beispielsweise bei durch Komplexität ausgelösten Unsicherheiten möglich, diese Situation in kleinere Themen oder Teilbereiche herunterzubrechen – ähnlich wie bei Epics und User Stories – und diese Teilbereiche Schritt für Schritt anzugehen und zu korrigieren.

Eine ähnliche Herangehensweise macht auch bei Unsicherheiten im Zusammenhang mit “Planung” oder “Priorisierung” Sinn. Wir waren uns einig, dass insbesondere das schrittweise Vorgehen hilft, das Problem oder Thema besser zu verstehen und einschätzen zu können. Außerdem gelingt es durch schrittweises Vorgehen leichter, vorhandene Blockaden zu lösen, da kleine Schritte und Veränderungen einfacher umzusetzen und zu verstehen sind als der “große Wurf”.

Bei Themen wie “Planung” und “Priorisierung” wird darüber hinaus Mut von den Beteiligten benötigt, um Unsicherheiten zu managen. Dieser Mut muss vorgelebt werden, beispielsweise von Vorgesetzten. Gerade zu Beginn kann es sehr wichtig sein, dass Mut gefördert und gestärkt wird. Mut kann in diesem Zusammenhang auch bedeuten zu sagen “Ich habe noch nicht die endgültige Lösung/Planung, aber ich weiß, wie wir anfangen können und ich weiß, wo wir hinwollen”. Frei nach dem Gedanken Inspect and Adapt geht es darum, die Lernschleifen klein zu halten und einfach mal zu beginnen.

Während unserer Diskussion stellten wir außerdem fest, dass Agilität nicht nur Unsicherheit minimieren, sondern auch für Unsicherheit sorgen kann. Durch den Kern der Agilität – die Anpassung an neue Gegebenheiten – geben wir aktiv zu, nicht genau zu wissen, wie ein Endergebnis aussehen wird. Dadurch nehmen wir uns die Illusion der genauen Vorhersagbarkeit und Planung. In Kombination mit vielen (kleinen) Veränderungen kommt entweder das Gefühl auf, dass sich ständig etwas ändert und somit die Beständigkeit verloren geht – oder wenn die einzelnen Änderungen sehr klein sind, wird deren Wirkung nicht mehr wahrgenommen.

Gerade bei letzterem Problem ist es wichtig, von Zeit zu Zeit zurückzublicken und sich bewusst zu machen, was sich schon alles verändert hat im Vergleich zur ursprünglichen Situation. So wird bewusst, dass es zwar noch nicht perfekt ist, aber doch besser als zu Beginn des Veränderungsprozesses.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Agiles Vorgehen kann auch bei Kunden für Unsicherheit sorgen, da es kein klar definiertes Ergebnis gibt.

Gleichzeitig haben wir in der Diskussion aber auch einen großen Vorteil von Agilität hervorgehoben: Agilität bringt selbst die passenden Mechanismen mit, um mit den Unsicherheiten umzugehen, die sie auslöst. Beispielsweise gibt es in vielen Rahmenwerken am Ende jeder Iteration ein Review, das den aktuellen Stand verdeutlicht und allen die Möglichkeit bietet, Feedback zu geben und sich so in den Prozess einzubringen – ein Ansatz, der Mut und Vertrauen in das Vorgehen stiftet.

Vielen Dank an alle Teilnehmer für den regen Austausch – wir freuen uns auf den nächsten Scrumtisch am 30.04.2021 zum Thema „Grenzen der Scrum-Master-Rolle: Respektieren oder durchbrechen?“

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Chris Krumm war als Scrum Master und Agile Coach bei Teamprove tätig.

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