Eigenständig Lösungen entwickeln, gemeinsam besser werden und flexibel auf ein dynamisches Umfeld reagieren: Von agilen Teams wird viel verlangt. Plötzlich ersetzen Scrum oder Kanban gewohnte Abläufe, alle sollen sich selbst organisieren und crossfunktional zusammenarbeiten. Viele Mitarbeiter fühlen sich überfordert, schließlich waren sie bislang Spezialisten mit einem festen Platz in der Hierarchie und einem festen Aufgabenbereich in einer Linienorganisation.

Selbstorganisation lässt sich nicht über Nacht verordnen, sondern neue Prozesse und die neue Entscheidungsfreiheit erfordern auch die Entwicklung neuer Skills. Der zügige Aufbau der benötigten Fähigkeiten im Team ist deshalb einer der wichtigsten Eckpfeiler für eine erfolgreiche agile Transformation. Aber wie finden Sie heraus, welche Skills Ihrem Team fehlen?

 

Die Bedeutung von Weiterbildung in selbstorganisierten Teams

Selbstorganisation ist ein komplexes Thema – dazu demnächst in einem eigenen Blogartikel mehr. Sehr anschaulich ist das CDE-Modell von Glenda Eoyang, das von den beiden Agile Coaches Dr. Siegfried Kaltenecker und Peter Hundermark unter anderem um die Komponente „Bildung“ erweitert wurde (InfoQ-Fachartikel „What are self-organising teams“).

Quelle: infoQ.com

Es ist die Aufgabe von Führungskräften, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Selbstorganisation ermöglichen und fördern. Dazu zählt neben der Vermittlung einer gemeinsamen Mission und einer intrinsischen  Form der Honorierung („Reward“) auch der wichtige Punkt Bildung – sowohl fachliches Wissen als auch Soft Skills.

Typischer Education-Bedarf in frischgebackenen agilen Teams

  • Grundsätzliches Verständnis von Agilität und Inspect & Adapt
  • Etablierung von Scrum-/Kanban-Workflows
  • Rollenverständnis von Scrum Mastern und Product Ownern
  • Tools / Technologien
  • Konfliktlösung, Kommunikation und Moderation
  • Wissenstransfer und Kollaboration

Weiterbildungsbedarf ermitteln

In den von uns begleiteten Transformationen hat es sich bewährt, dass die Teams Weiterbildungsmaßnahmen nicht von oben „verordnet“ bekommen, sondern dass diese gemeinsam in Skill-Analyse-Workshops ermittelt werden.

Im Initial-Workshop (2-3 Std) sammelt das Team in einem Brainstorming alle benötigten Fähigkeiten und bündelt diese in sinnvolle Themen-Cluster.

 

In den Folgetagen werden Einzelgespräche (je 30-60 Min) mit allen Teammitgliedern geführt, in denen die Team-Mitglieder den Status Quo ihrer vorhandenen Fähigkeiten selbst bewerten und in einer Matrix eintragen („Skill Dashboard“). Möglich sind beispielsweise die Abstufungen 1 = Expert, 2 = Erfahren, 3 = Grundkenntnisse, 4 = Keine Kenntnisse.

Anschließend findet ein Validierungs-Workshop (2-3 Std) mit 360° Feedback durch alle anderen Teammitglieder statt. Wichtig: Die Fremdbewertung der Fähigkeiten setzt die Zustimmung jedes Einzelnen voraus und muss zu Beginn durch den Moderator abgefragt werden!

Abschließend wird ausgewertet, in welchen Themenfeldern die Fähigkeiten teamübergreifend bereits ausreichen, um die Aufgaben des Teams zu bewältigen. Dazu wird definiert, welche Fähigkeiten in welchem Skill-Ziellevel von wie vielen Personen abgedeckt sein sollen.

Gelb markiert: Fähigkeiten, die noch nicht in ausreichendem Maß im Team vorhanden sind.
Grün markiert: Teammitglieder mit Schulungswunsch und/oder Schulungsbedarf.

Zur Visualisierung der Abweichung von Soll- und Ist-Situation eignet sich beispielsweise ein Kreisdiagramm:

Sie möchten einen Skill-Analyse-Workshop mit Ihrem Team durchführen? Wir unterstützen Sie gerne bei der Vorbereitung, Moderation und Auswertung!

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Christoph Dibbern war als Scrum Master und Agile Coach bei Teamprove tätig.

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