Nach dem Blogartikel unserer Geschäftsführer möchten wir nun noch Einblicke aus Sicht des Teams zu unserem „Way of Remote Work“ beisteuern. Ein häufiger Diskussionspunkt beim Thema Homeoffice ist die Work-Life-Balance: Ist diese besser oder schlechter als in Präsenzkulturen? Wie schafft man es, beim Remote Working für eine gute Work-Life-Balance zu sorgen? Und kann wirklich ein ähnlicher Team-Spirit erreicht werden wie in co-located Teams? Ich habe diese Fragen mit meinem Kollegen Markus diskutiert und die Ergebnisse in diesem Artikel zusammengetragen.

Von der Work-Life-Balance zur Work-Life-Integration

Wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben geht, ist meist von der „Work-Life-Balance“ die Rede, also von einem harmonischen Verhältnis der beiden Bereiche.

Das Problem: In der Praxis verschwimmen durch moderne Arbeitsmodelle die Grenzen zwischen diesen beiden Polen immer mehr. Viele Jobs sind nicht mehr klar auf Nine-to-Five begrenzt, sondern wir checken in der Freizeit unsere E-Mails und überarbeiten dank der Cloud abends noch schnell die Power-Point-Präsentation für das nächste Meeting – ebenso wie wir auf der anderen Seite zwischendurch in der Arbeit eine private Whatsapp beantworten oder eine wichtige Online-Shopping-Bestellung abschicken.

Versuchen wir nun – bewusst oder unbewusst – die Balance zwischen beiden Lebensbereichen herzustellen, führt das zu Stress und Schuldgefühlen: Für welche Seite entscheide ich mich gerade? Habe ich für heute schon genug gearbeitet – oder vielleicht sogar zu viel? Ist der Partner sauer, wenn ich im Urlaub mein Mail-Postfach checke? Warum muss ich Zeit im Büro absitzen, obwohl ich heute gar nichts Sinnvolles mehr zu tun habe?

Deshalb geht der Trend hin zu einer Work-Life-Integration: Es ist okay, wenn wir Privates während der Arbeitszeit und Berufliches in der Freizeit erledigen! Ziel ist es, seine Kapazitäten sinnvoll einzusetzen.

Und hier kommt Remote Working ins Spiel. Denn dieses Arbeitsmodell ist ideal, wenn es um Work-Life-Integration geht. Meine Kollegen und ich arbeiten seit der Gründung von Teamprove als quer über Deutschland verteiltes Team.

Wir schätzen es sehr, dass wir unsere Arbeitszeiten flexibel an die zu erledigende Arbeit anpassen können. Ist viel zu tun, erhöhen wir unsere Arbeitszeit und arbeiten auch mal weit in den Abend hinein – dafür machen wir an einem anderen Tag eben früher Feierabend. Das müssen wir nicht mit unseren Chefs abstimmen, sondern wir passen unsere Arbeitszeiten eigenverantwortlich an unsere Tagesziele an. (Vielleicht kann man das mit der landwirtschaftlich geprägten Arbeitsweise vergleichen, die sich auch an das Wetter und die wechselnden Todos der verschiedenen Jahreszeiten anpasst.)

Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass wir uns viel Fahrzeit sparen und uns nicht mit lästigen Verkehrsstaus herumärgern müssen. Manchmal ist es auch toll, etwas länger schlafen zu können und sich ganz unkompliziert im Jogginganzug mit der ersten Tasse Kaffee an den PC setzen zu können (wer länger im Homeoffice arbeitet, weiß aber auch, dass es Sinn macht, gewisse Routinen einzuhalten – Arbeitsdisziplin ist wichtig!)

Die Kehrseite der Medaille ist die Gefahr der Selbstausbeutung. Einer Stanford-Studie zufolge steigt im Homeoffice die Produktivität um rund 13 Prozent. Mitarbeiter melden sich seltener krank, arbeiten konzentrierter und der tägliche Plausch in der Kaffeeküche entfällt. Viele Remote Worker haben das Gefühl, unter besonderer Beobachtung zu stehen und sich den „Luxus Homeoffice“ durch überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft verdienen zu müssen.

Wir wissen: Der Grat zwischen Selbstoptimierung und Selbstüberforderung ist schmal und Selbstausbeutung fällt nicht immer gleich auf. Wir halten deshalb ein hohes Maß an Selbstreflexion für sehr wichtig und auch in unserem Meeting „Thank God it’s Friday“ (kurz TGIF) diskutieren wir regelmäßig darüber, wie es uns geht und wie wir uns gegenseitig unterstützen können.

Unsere Dos & Don’ts für Remote Work

Nach vielen Jahren als verteiltes Team haben wir einige Tipps gesammelt, wie das Arbeiten im Homeoffice optimal funktioniert – diese können sich natürlich von Team zu Team unterscheiden, aber wir teilen gerne unsere persönlichen Erfahrungen mit Ihnen!

Der Arbeitsplatz

Es hört sich vielleicht banal an, aber wenn Sie regelmäßig oder sogar komplett im Homeoffice arbeiten, brauchen Sie einen Platz, an dem Sie ungestört sind, ohne häusliche Ablenkungen. Insbesondere Frauen tendieren gerne zu Multitasking Die technische Ausstattung hatte unser Geschäftsführer Matthias in seinem Artikel bereits angesprochen, deshalb gehen wir hier nicht nochmals darauf ein.

Die Motivation und Organisation

Jeder von uns hat andere Tricks, wie wir unsere Arbeitsmotivation und Arbeitsdisziplin hoch halten – die „Aufschieberitis“ beispielsweise ist im Homeoffice natürlich sehr verlockend. Hier ein paar Impulse aus unserem Alltag:Das Wort Motivation leitet sich vom lateinischen Wort movere = „sich bewegen“ ab – nehmen Sie es ruhig wörtlich und gehen Sie spazieren, so kommen Sie voller Energie und mit klarem Kopf zurück.Ich persönlich arbeite auch gerne mit Scrum- und Kanban-Elementen. Unter anderem nutze ich ein vereinfachtes Kanban-Board, auf dem ich meine Aufgaben auf Post-its notiere (farblich unterschiedlich je nach Priorität) und dann abarbeite. So sehe ich im Lauf der Woche auch visuell auf einen Blick, was ich schon geschafft habe – und es erzeugt ein großes Zufriedenheitsgefühl, wenn am Freitag (fast) alle Post-its unter „Done“ stehen!

Außerdem beginne ich den Tag mit einem kurzen “Daily”. Anfangs kam mir dies merkwürdig vor, aber es hilft, im Arbeitsmodus anzukommen, die Aufgaben für den Tag zu rekapitulieren und bei Bedarf die Prioritäten anzupassen.

Mein Kollege Markus nutzt ebenfalls ein Personal Kanban Board, aber in der digitalen Variante kanbanflow.com: „Damit organisiere ich nicht nur meine Arbeit für Teamprove, sondern auch Kundenprojekte, jeweils in eigenen Boards, zwischen denen ich schnell hin- und herwechseln kann. Es hilft mir, den Fokus zu behalten und mich auf die aktuell wichtigen Dinge zu konzentrieren. Neue Ideen, die ich ausprobieren möchte, die aber aktuell keine hohe Priorität haben, werden im persönlichen Backlog gesammelt – so gehen sie nicht verloren, aber der Kopf bleibt für die aktuelle Arbeit frei.“

Bei Aufgaben, die wir als Herausforderung empfinden, arbeiten wir mit einem „Accountability Partner”. Accountability bedeutet Rechenschaftspflicht – d.h. ich suche mir einen Kollegen, dem ich meine Aufgabe beschreibe, mit dem ich erste Schritte definiere, einen Zeitrahmen setze, alles dokumentiere und dann eigenverantwortlich auf mein Ziel hinarbeite. Zusätzlich fixieren wir einen Follow-up-Termin, an dem wir uns gemeinsam die ersten Fortschritte anschauen, über Schwierigkeiten und Probleme sprechen und weitere Teilschritte vereinbaren.

Sehr angenehm empfinden wir alle die hohe Eigenverantwortung und Transparenz. Matthias hatte es bereits in seinem Artikel beschrieben, aber wir möchten es hier nochmals wiederholen: Es gibt bei uns sehr wenig Genehmigungsprozesse. Wenn wir Urlaub haben möchten, tragen wir diesen selbst in unser gemeinsames Urlaubssheet ein – es wird einfach vorausgesetzt, dass wir selbstständig die aktuelle interne Situation und unsere Kundenprojekte berücksichtigen und dann die richtige Entscheidung treffen. Wir kennen beispielsweise auch den aktuellen Kontostand von Teamprove und die Umsatzprognosen für die nächsten Monate.

Abgrenzung & Achtsamkeit

Wie oben bereits erwähnt müssen wir als Remote Worker ganz besonders auf uns achten. Wir haben die Freiheit, unsere Arbeitszeit passend zu unseren Projekten flexibel zu verteilen. Auch wenn wir für unsere Projekte brennen, ist es aber wichtig, nicht ständig erreichbar zu sein und irgendwann auch mal Feierabend zu machen.

In unseren OKRs haben wir deshalb unter anderem fest verankert, dass wir ein Augenmerk auf unsere Gesundheit haben. Das bedeutet ganz klar, dass unsere Gesundheit im Zweifelsfall über dem Projekterfolg oder dem Arbeitsergebnis steht. Unsere Arbeit darf uns nicht krank machen, denn wir möchten nachhaltig arbeiten. Das eigenverantwortliche Arbeiten im Homeoffice stellt hohe Anforderungen an die Selbstdisziplin und wir haben immer mal wieder den Fall, dass sich der ein oder andere Kollege überfordert. Wir sind sensibilisiert, aufmerksam zu sein, die Signale zu erkennen und sofort zu reagieren – die Kollegen ebenso wie die Geschäftsführung.

Für mich persönlich ist wichtig, dass ich mir auch im Homeoffice Arbeitszeiten definiere und dass ich mich daran halte. Bin ich mit meinem Tagesziel fertig, klappe ich den Rechner zu, schalte das Handy aus und verlasse meinen Arbeitsplatz. Ich versuche auch zu vermeiden, ständig zu kontrollieren, ob nicht doch noch ein wichtiges Mail von Kollegen oder der Geschäftsführung gekommen ist – außer ich warte auf eine bestimmte Nachricht.

Mein Kollege Markus ergänzt zum Thema Abgrenzung: „Es kann sein, dass eine Aufgabe systembedingt schlicht nicht durchführbar ist. In Kundenprojekten beispielsweise hängt jede agile Transformation von vielen Faktoren ab und es gibt keine Garantie, dass man als einzelner Berater immer erfolgreich ist. Das kann zu erhöhtem Stress führen und natürlich auch krank machen. Deshalb gilt bei Teamprove: Lieber raus aus dem Projekt und dafür einen gesunden Mitarbeiter rein. Und zwar ohne, dass das als Misserfolg oder schlechte Leistung gewertet wird. Das ist einer der ganz besonderen Teamprove-Werte, den man nur bei wenigen anderen Unternehmen findet. Diese Denkweise unterstützt meine persönliche Achtsamkeit, denn ich weiß, dass es von der Geschäftsleitung gewünscht und erwartet wird, dass ich mich selbst nicht (dauerhaft) überfordere. Es ist auch okay, hier und da mal früher Feierabend zu machen, wenn das für meine Gesundheit nötig ist.

Falls ein BGM (Betriebliches Gesundheitsmanagement) existiert, sollten dort klare Regelungen erarbeitet und fixiert werden. Ganz wichtig für uns ist das WOLLEN unserer Führungskräfte und ihr Vertrauen in uns Mitarbeiter.

Virtuelle & persönliche Treffen

Über unsere regelmäßigen Teamprove Days und die digitalen Meetings von der „Kaffeeküche“ bis zum „Thank God it’s Friday“ hatte Matthias in seinem Artikel bereits erzählt. Für uns als Team sind diese Treffen sehr wichtig und ähnlich wie in Präsenzteams entstehen auch bei uns private Freundschaften, die wir trotz der räumlichen Distanz pflegen.

Der Team-Spirit

Transparenz, viel Eigenverantwortung, die richtigen Meetings mit den richtigen Leuten, klare Ziele und Herausforderungen gemeinsam stemmen: Durch die Summe all dieser Maßnahmen haben wir bei Teamprove Strukturen gestaltet, die uns zu einem echten Team zusammenwachsen lassen. Auch wenn es für Teams, die noch nicht remote gearbeitet haben, vielleicht seltsam klingt: Wir können keinen großen Unterschied zu den zwischenmenschlichen Beziehungen in einem co-located Team feststellen.

Autoren des Artikels: Caroline Krause und Markus Fuchs

Sie haben es vermutlich beim Lesen gespürt, dass wir überzeugte Remote-Worker sind! Denn klug umgesetzt gibt Remote Work jedem einzelnen von uns viele Freiheiten, fördert das selbstbestimmte Arbeiten und erhöht die individuelle Zufriedenheit. (Tipp: Falls Sie eine neue berufliche Herausforderung in einem tollen Team suchen – wir freuen uns über neue Kollegen!)

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Caroline Krause war als FeelGood-Managerin bei Teamprove tätig.

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