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Unternehmenskultur ist keine Einbahnstraße

Unternehmenskultur wird oft als Herzstück eines erfolgreichen Unternehmens beschrieben. Werte wie Respekt, Offenheit und Zusammenhalt zieren Leitbilder, Websites und Poster an den Bürowänden. Doch die Realität sieht häufig anders aus: Die besten Werte nützen nichts, wenn sie nicht gelebt werden – von allen.

Ein besonderes Risiko besteht, wenn Führungskräfte selbst diese Werte ignorieren. Denn nichts untergräbt eine Unternehmenskultur schneller, als obere Führungsebenen, die sich nicht an das halten, was sie predigen. „Werte sind für die anderen, nicht für mich“ – dieser Eindruck wirkt wie ein Todesstoß. Und leider ist er gar nicht so selten.

Unternehmenskultur lebt durch Verhalten – nicht durch Poster

Unternehmenskultur entsteht nicht durch schöne Worte, sondern durch das tägliche Miteinander. Jeder Einzelne prägt sie – durch sein Verhalten, seine Kommunikation, seinen Umgang mit anderen.
Das bedeutet: Auch einzelne ignorante oder respektlose Mitarbeitende können eine Kultur schädigen, wenn ihr Verhalten unbeachtet bleibt.Damit möchte ich nicht mit erhobenem Zeigefinger behaupten, dass dies immer ganz bewusst geschieht – oft passiert es auch fahrlässig oder unbewusst.

Werte entfalten nur Wirkung, wenn sie gelebt und eingefordert werden – von Führungskräften ebenso wie von Mitarbeitenden. Destruktives Verhalten wirkt wie ein „Gegennarrativ“, das im Zweifel lauter und einflussreicher ist als jedes Leitbild.

Checkliste: Unternehmenskultur gemeinsam gestalten

Für Führungskräfte:

  • Vorbild sein: Werte selbst vorleben – auch in schwierigen Situationen.

  • Offen kommunizieren: Regelbrüche oder Konflikte klar ansprechen.

  • Feedbackkultur fördern: Kritik und Lob aktiv einfordern und wertschätzen.

  • Konsequenzen ziehen: Bei wiederholtem Fehlverhalten handeln – nicht ignorieren.

  • Positive Beispiele feiern: Mitarbeitende sichtbar machen, die Werte verkörpern.

Für Mitarbeitende:

  • Werte mittragen: Im Alltag bewusst auf respektvolles Miteinander achten.

  • Offen ansprechen: Missstände oder Regelbrüche konstruktiv einbringen.

  • Selbstreflexion: Eigene Haltung und Verhalten regelmäßig hinterfragen.

  • Klarheit einfordern: Bei Unsicherheiten nachfragen, statt still zu bleiben.

  • Zusammenhalt stärken: Kolleg:innen unterstützen und positive Kulturmomente initiieren.

Verantwortung ist keine Einbahnstraße

  • Führungskräfte müssen sensibel für kulturelle Brüche sein und konsequent handeln. Wegschauen sendet die Botschaft: „Hier gelten Werte nur, wenn es passt.“
  • Mitarbeitende haben die Mitverantwortung, Werte nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv einzufordern und vorzuleben.

Unternehmenskultur kann nur funktionieren, wenn alle mitziehen. Aber: Unternehmenskultur bedeutet eben auch, zu lernen und weiterzulernen. Sie muss nicht von Anfang an perfekt sein, Fehler sind erlaubt und bieten Chancen zur Entwicklung. Auch Führungskräfte sollten offen eigene Situationen teilen, in denen sie Werte nicht eingehalten haben – verbunden mit der Erwartung, dass das Team sie darauf aufmerksam macht.

Was passiert, wenn Werte ignoriert werden?

Die Folgen sind gravierend:

  • Vertrauensverlust im Team

  • Demotivation und innere Kündigung

  • Toxische Arbeitsatmosphäre

  • Abwanderung von Leistungsträgern

  • Langfristig der Verlust der gesamten Unternehmenskultur – und damit die Basis für nachhaltigen Unternehmenserfolg

Keep it simple: Weniger ist mehr

Unternehmenswerte klingen oft wie das absolute Idealbild. Doch je komplexer sie sind, desto schwieriger ist ihre Umsetzung. Lieber wenige, klare Werte definieren und konsequent daran festhalten, als ein ganzes Regelwerk aufzustellen, das am Ende niemand ernst nimmt.

Außerdem: Unternehmenskultur ist kein starres Konzept. Sie darf sich entwickeln, iterativ wachsen und an neue Herausforderungen angepasst werden.

Und trotz aller Bemühungen wird es Situationen geben, in denen es nicht einfach ist, sich konsequent an die aufgestellten Werte zu halten – etwa dann, wenn sich zwei Werte oder Leitlinien gegenseitig im Weg stehen. In solchen Fällen sind offene Kommunikation und die gemeinsame Suche nach einem tragfähigen Kompromiss entscheidend. Denn Werte lassen sich nicht immer nach Bilderbuchlogik umsetzen.

Positive Gegenstrategien

  • Gelebte Feedbackkultur: Offenes Ansprechen von Regelbrüchen und positiver Verstärkung bei gutem Verhalten.

  • Klares Erwartungsmanagement: Alle wissen, wofür die Werte stehen und wie sie gelebt werden sollen.

  • Stärkung von Vorbildern: Mitarbeitende, die die Kultur positiv prägen, sichtbar machen und feiern.

  • Konsequentes Handeln: Bei Regelverstößen klare Entscheidungen treffen – auch wenn sie unbequem sind. Und auch offen kommunizieren, wenn sich Werte und Ziele teilweise widersprechen, diese Situationen klar benennen und gemeinsam nach dem bestmöglichen Kompromiss suchen.

  • Best-Practice-Beispiele: Zeigen, wie gute Kultur im Alltag aussehen kann, auch in schwierigen Situationen.

  • Anerkennung eigenen Fehlverhaltens: Offenes Ansprechen und Einordnen als Teil eines gemeinsamen Lernprozesses. 

Warum Mitarbeitende mitziehen sollten

Eine gelebte Unternehmenskultur bringt allen etwas:

  • Entscheidungen sind nachvollziehbarer.

  • Kommunikation wird offener und respektvoller.

  • „Keiner hört mir zu“ und ein “Schweigefuchs”-Verhalten gehört der Vergangenheit an.

  • Weniger Missverständnisse, weniger Reibung, mehr Vertrauen.

  • Klarheit im Verhalten: Weniger Rückfragen nötig und dadurch schneller zum Ergebnis. 

Wer schweigt oder Werte ignoriert, trägt dagegen aktiv dazu bei, dass sich negative Muster etablieren. Eine funktionierende Kultur lebt davon, dass jeder Einzelne Verantwortung übernimmt.

Fazit: Unternehmenskultur ist Teamsport

Unternehmenskultur bedeutet ein gemeinsamer Lernprozess: neue Erfahrungen, gemeinsame Schwierigkeiten, Fehler und Fortschritte – ohne Trennung zwischen ‚oben‘ und ‚unten‘. Oft ist etwas nicht falsch oder schwierig, sondern einfach nur neu: Und genau das verbindet.

Eine starke Unternehmenskultur entsteht nicht durch schöne Worte oder Leitbilder, sondern durch gemeinsames Handeln.

  • Führungskräfte müssen Werte vorleben und Verstöße ernst nehmen.
  • Mitarbeitende müssen Verantwortung übernehmen und aktiv mitgestalten.

Nur dann wird aus einer Poster-Kultur eine gelebte Kultur, die das Unternehmen langfristig erfolgreich macht.

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