Feelgood-Manager, Data Scientist, Customer Experience Designer: Die Digitalisierung verändert nicht nur Produkte und Prozesse, sondern auch die Berufsbilder und Jobprofile von Mitarbeitern – und zwar immer schneller. Wer heute in den Arbeitsmarkt einsteigt, kann nicht mehr damit rechnen, seinen erlernten Beruf bis zur Rente auszuüben. Was also sind die relevanten „Future Work Skills“ und warum suchen Personalabteilungen aller Branchen bevorzugt nach T-Shaped People?

Herausforderung Recruiting: Wie sieht der perfekte Mitarbeiter aus?

Oft unterschätzt: HR-Abteilungen übernehmen eine zentrale und strategische Rolle in der digitalen Transformation. Sie haben die wichtige Aufgabe, Menschen mit den richtigen Skills und dem passenden Mindset für das Unternehmen zu gewinnen. Das Problem: Aufgrund der rasanten technologischen Entwicklung wird es immer schwieriger, „den perfekten Mitarbeiter“ oder die richtige Vita zu definieren. Hochschul-Studiengänge, Berufsbilder und Ausbildungscurricula hinken den tatsächlichen Anforderungen in der Wirtschaft hinterher – und selbst wer heute gefragter Experte in seinem Fachgebiet ist, wird morgen vielleicht nicht mehr benötigt.

Personalabteilungen suchen deshalb immer weniger nach starren, fest definierten Werdegängen, sondern setzen auf ein modernes und flexibles Set an Schlüsselqualifikationen. Ganz oben auf der Wunschliste: Die Arbeitsweise in agilen Organisationen erfordert Mitarbeiter, die interdisziplinäre Fähigkeiten mitbringen. Technologisches Know-how wird spezialisierter, gleichzeitig erwarten Unternehmen mehr Breitenwissen – sogenannte T-Shaped People.

Was bedeutet „T-Shaped“?

Als T-Shaped-Professionals gelten Mitarbeiter mit einem T-förmigen Qualifikationsprofil:

  • Der senkrechte Strich des „T“ steht für den Bereich des Spezialistenwissens, also beispielsweise das Studienfach oder durch die Berufslaufbahn erworbene Expertise. Dieses Know-how geht in die Tiefe. Mitarbeiter mit reinen I-Profilen sind die klassischen „Nerds“.
  • Der Querbalken des „T“ steht für das Breitenwissen. Das können sowohl Kenntnisse in anderen Fachbereichen sein als auch Soft-Skills wie Kreativität, Empathie, Neugier und Kommunikationsfähigkeit.

Der Begriff ist nicht neu, sondern wurde von David Guest bereits 1991 in seinem Fachbeitrag „The hunt is on for the Renaissance Man of computing“ geprägt, bezogen auf die zunehmend hybriden Anforderungen an IT-Fachkräfte. In Folge der Digitalisierung wird mittlerweile aber auch über die IT-Branche hinaus nach Mitarbeitern gesucht, die die Stärken von Generalisten und Spezialisten vereinen.

Als Erweiterung des T-Modells wird auch von Pi-Shaped, Y-Shaped oder M-Shaped People gesprochen, je nachdem wie das Breiten- und Spezialistenwissen verteilt ist: Zwei Spezialisierungen, die inhaltlich recht weit voneinander entfernt sind ergeben in Verbindung mit dem Querbalken die Form des griechischen Buchstabens „Pi“. Ein Spezialgebiet und zwei weitere Fachgebiete, in denen Sie nicht ganz so tief „drin“ sind, ähneln in der grafischen Darstellung einem Y usw.

 

Was macht T-Shaped People so wertvoll?

Viele Jobs in agilen Organisationen befinden sich an Schnittstellen zwischen Abteilungen und Fachbereichen. Teams werden bewusst interdisziplinär zusammengestellt und auch der Erfolg moderner Innovationsmethoden wie Design Thinking hängt von Mitarbeitern ab, die über den Tellerrand blicken.

  • T-Shaped People sehen das „Big Picture“, erfassen Probleme ganzheitlich und nehmen verschiedene Perspektiven ein.
  • T-Shaped People arbeiten sich gerne in neue Themen und Projekte ein und der Wille zur kontinuierlichen Weiterentwicklung ist stark ausgeprägt.
  • T-Shaped People finden schnell eine „gemeinsame Sprache“ mit anderen Fachbereichen. In der Kommunikation mit anderen Abteilungen gibt es weniger Missverständnisse und die Kollaboration funktioniert reibungsloser.
  • T-Shaped People unterstützen mit ihrem Breitenwissen eine moderne Innovationskultur und liefern Impulse für kreative Lösungsansätze.
  • T-Shaped People füllen die Rolle von Agile Leadern erfahrungsgemäß besser aus als Mitarbeiter mit I-Shaped Profilen.

Teams mit T-Shaped People entwickeln

Fakt ist: T-Shaped People erhöhen die Agilität und die Innovationskraft – und damit die Wettbewerbsfähigkeit – von Unternehmen in unserer VUCA-Welt (volatility, uncertainty, complexity, ambiguity). Ziel im Recruitingprozess wird es deshalb zunehmend sein, Talente mit einem T-förmigen Qualifikationsprozess zu identifizieren und ein attraktives Arbeitsumfeld bereitzustellen, das Lernen aktiv fördert und T-Shaped People Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Systematische Weiterbildung wird zu einem zentralen Erfolgsfaktor agiler Organisationen. Wichtig ist der ständige Abgleich zwischen HR Abteilung und den einzelnen Mitarbeitern, um gemeinsam zu definieren, welche Fähigkeiten vorhanden sind und welche Skills für die Zukunft gebraucht werden. Geeignete Instrumente sind beispielsweise OKR und regelmäßige Skill-Analyse-Workshops.

Gerne begleiten wir Sie bei der Entwicklung einer Unternehmenskultur, in der sich T-Shaped People wohlfühlen und entfalten können!

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Christoph Dibbern war als Scrum Master und Agile Coach bei Teamprove tätig.

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