Kürzlich bin ich beim Aufräumen meines Postfachs über den Newsletter einer bekannten Beraterin und Autorin gestolpert, mit dem Titel “Stoppt agiles Führen JETZT!” Ähnliche Beispiele in den Medien lauten “Agil Arbeiten – gelähmt vor lauter Beweglichkeit” oder “Der sinnlose Hype um Agilität“. Diese Headlines machen mir Sorge. Wann ist die Agilität so zum Buzzword verkommen, dass sie mit New-Work-Schnickschnack und Entscheidungsscheue gleichgesetzt wird? 

Agilität war für mich nie reduziert auf Tischkicker und bunte Zettelchen. Sie ist für mich nicht “nur” ein Mindset, sondern eine echte Kompetenz. Sie war und ist das, was gesunde und innovative Unternehmen bereits lebten, bevor es dafür einen Namen gab: Die Fähigkeit, flexibel, zeitnah und lösungsorientiert auf gesellschaftliche, technische und wirtschaftliche Veränderungen reagieren zu können. Und genau das brauchen wir in diesen Zeiten mehr denn je!

Vielleicht hilft ein Blick auf die Herkunft und Definition des Agilitätsbegriffs nach Parsons:

A daptation (Anpassung): die Fähigkeit eines Systems, auf die sich verändernden äußeren Bedingungen zu reagieren, sich anzupassen.

G oal Attainment (Zielverfolgung): die Fähigkeit eines Systems, Ziele zu definieren und zu verfolgen.

I ntegration (Eingliederung): die Fähigkeit eines Systems, Kohäsion (Zusammenhalt) und Inklusion (Einschluss) herzustellen und abzusichern.

L atency (Aufrechterhaltung): die Fähigkeit eines Systems, grundlegende Strukturen und Wertmuster aufrechtzuerhalten.

Ja, es wird gerade ungemütlicher – in den Unternehmen und in der Gesellschaft. Doch Krisen sind seit jeher Teil des Lebens und Teil von Unternehmenshistorien. Krisen lassen uns zusammenrücken, erfordern Flexibilität und Kurskorrekturen – basierend auf einem festen Fundament, das es zu wahren gilt. AGIL eben.

Jetzt müssen wir das anwenden, was wir zwischen Tischkicker und bunten Zettelchen gelernt haben und was uns durch Krisen helfen kann. Im besten Fall können agile Organisationen auf Mitarbeitende und Führungskräfte zurückgreifen, die sich bereitwillig den neuen Herausforderungen stellen, die sich gegenseitig unterstützen, die bei Bedarf einen perfekten U-Turn beherrschen und auch mit kleinerem Budget schnell innovative Lösungen auf den Markt bringen können. Ja, Agilität ist manchmal anstrengend. Aber richtig verstanden und richtig gelebt ist Agilität aus meiner Sicht eine der Krisenkompetenzen schlechthin. Gerade jetzt.

Meine Headline würde deshalb lauten: AGIL – Jetzt erst recht!

Quellen:

https://www.haufe.de/personal/hr-management/agilitaet/definition-agilitaet-als-hoechste-form-der-anpassungsfaehigkeit_80_378520.html

https://svenjahofert.substack.com/p/stoppt-agiles-fuhren-jetzt

Copyright Bild: https://images.unsplash.com/photo-1512758017271-d7b84c2113f1?ixlib=rb-4.0.3&ixid=MnwxMjA3fDB8MHxwaG90by1wYWdlfHx8fGVufDB8fHx8&auto=format&fit=crop&w=870&q=80 

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Als "Generalistin mit Tiefgang" bricht Wibke Arnold eingefahrene Muster auf, gestaltet inspirierende Arbeitsumgebungen und verschlankt operative Prozesse – für einen individuellen Way of Work ohne Fokus auf Methoden-Hypes.

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