Teams sind die Kraftwerke von Organisationen – oder eben auch nicht. Aber was ist ein Team genau? Was ist Teamentwicklung im Kontext von Organisationsentwicklung? Wann braucht ein Team Unterstützung in Form einer Teamentwicklungsmaßnahme? Lässt sich Teamentwicklung auch „aussitzen“? Wenn Sie sich einige dieser Fragen in letzter Zeit gestellt haben, gibt Ihnen unser Blogartikel Antworten.

Was sind Teams?

Ein Team ist keine Erfolgsmaschine, die automatisch funktioniert. Um ein Team zum Erfolg zu führen, gibt es einige innere und äußere Faktoren zu beachten. Aus unserer Sicht sind Teams sehr lebendige Einheiten innerhalb eines flexiblen Systems und dabei selbst ein “atmendes” System.

Doch was macht ein Team überhaupt aus im Gegensatz zu einer klassisch hierarchisch geprägten Organisationsstruktur oder im Vergleich zu einer Gruppe oder Arbeitsgruppe?

Das gleiche Ziel zu haben, macht eine Gruppe noch nicht zu einem Team. 

Ein Team ist aus unserer Sicht also eine kleine Gruppe von Personen, die …

  • ein gemeinsames Anliegen und gemeinsame Aufgaben haben

  • ihre Ziele und die damit verbundenen Leistungen definieren 

  • ihre Arbeitsstrukturen regeln

  • sich befähigen, um die Ziele zu erreichen

  • sich gegenseitig für die Ergebnisse verantwortlich machen

  • sich selbst in diesem System im Denken und Handeln steuern.

Was bedeutet das für die Teamentwicklung?

Wir verstehen unter Teamentwicklung einen systematischen Prozess zur (Weiter-)Entwicklung von Teams unter Einbeziehung aller für den Erfolg systemrelevanten Faktoren. 

Ein Auftrag zur Teamentwicklung (z. B. in Form eines Workshops) bedeutet für uns: Wir unterstützen Teams moderierend,  wie sie ihre Zusammenarbeit gestalten möchten und welche Rahmenbedingungen sie brauchen, um ihre Aufgaben bestmöglich zu bearbeiten und die Teamziele zu erreichen.

Gleichzeitig bedeutet ein Auftrag zur Teamentwicklung, dass wir auf die Rahmenbedingungen bzw. Faktoren achten, die ein Team in seinem System zum Erfolg führen. Entscheidend ist hier die Führungskraft bzw. Teamleitung, von welcher der Auftrag  für eine Teamentwicklung ausgehen sollte und die wir in den Gesamtprozess mit einbinden.

Teamentwicklung ist aus unserer Sicht ein Grenzgänger zwischen Personalentwicklung und Organisationsentwicklung. Ziel ist es, die Gruppenleistung und Arbeitszufriedenheit von Teams zu steigern und die Veränderung der Strukturierungs- und Organisationsprozesse zu begleiten. Teamentwicklung ist also ein aktiv gesteuerter, langfristig angelegter Veränderungsprozess. Alle Betroffenen wirken an diesem Lernprozess mit. 

Das Ziel einer Teamentwicklungsmaßnahme richtet sich nach dem aktuellen Anlass bzw. Problem der Gruppe von Personen. Die Anlässe für Teamentwicklung können sehr unterschiedlich sein: krisenabhängig (Konflikte im Team), krisenunabhängig (kontinuierliche Weiterentwicklung), personell (Unklarheit der Rollen) oder organisational (neue Zusammenstellung oder Einordnung in das Unternehmen).

Beispiele: 

  • Neugründung oder Neuzusammenstellung eines Teams

  • Ziel- und Aufgabenklärung

  • Kommunikationsprobleme

  • Koordinierung der Abläufe

  • Veränderte organisationale Prozesse

  • Leistungsprobleme

  • Unklarheit in der Zusammenarbeit und Neuausrichtung

Allerdings ist den Beteiligten oft gar nicht klar, was genau das Problem ist. Außerdem gibt es viele Teams, die ihre Teamziele noch nicht kennen und daher noch nicht wissen, worauf es bei ihrer Zusammenarbeit ankommt. Manchmal beobachten wir auch, dass es keine Teamführung gibt oder die Teamleitung selbst im System des Unternehmens “schwimmt” und keine Rückendeckung (von “oben” oder auch aus dem Team selbst) hat. Aufgabe der Teamentwickler ist es dann, gemeinsam mit dem Kunden geeignete Instrumente zur Analyse und Zieldefinition zu erarbeiten und umzusetzen.

Wie lassen sich Teams (weiter-)entwickeln?

Für die Teamentwicklung sind drei Aspekte von zentraler Bedeutung:

Dabei macht es Sinn, auf die Erfolgsfaktoren eines Teams zu schauen. Diese sind nicht nur im Team selbst (teambezogen) gegeben, sondern auch in der Umgebung bzw. im System (systembezogen):

Teambezogene Erfolgsfaktoren

  • Kommunikation und Interaktion

  • Sachliche und emotionale Offenheit

  • Interesse, Vertrauen, Akzeptanz

  • Verantwortungsübernahme

  • Solidarität

  • Engagement, Integration, Partizipation

  • Selbststeuerung

Systembezogene Erfolgsfaktoren

  • Teamführung

  • Unternehmensführung

  • Zeit- und Projektplanung

  • Teamziele

  • Aufgabenverteilung und Kompetenzen

  • Entscheidungskompetenz

  • Einbettung in das Gesamtsystem Unternehmen einschl. Werte, Vision, Mission

➡️ Schaffung von Möglichkeitsräumen

Was sind Möglichkeitsräume?

Der Begriff stammt ursprünglich aus der Pädagogik bzw. der Methodik und Didaktik und basiert auf der Selbstorganisation von Personen und Gruppen: Die Teamleitung hat die Aufgabe, dem eigenen Team Lernen zu ermöglichen, Lernbegleiter (und Coach) zu sein und hierfür einen “Raum” bereitzustellen, der bei den Mitgliedern Interesse weckt, Engagement ermöglicht und Kreativität fördert. Die Teammitglieder werden hiermit zu eigenständigen und verantwortungsvollen Inhabern der Teamentwicklung des Teams und nehmen eine gestalterische Rolle ein. Das Gegenteil wäre eine Gruppe von Personen, die gleich einer Maschine eher “Dienst nach Vorschrift” machen oder die Aufgaben sogar wie Befehle verstehen, ohne sich eine eigene Meinung zu bilden oder diese zu äußern.

Möglichkeitsräume sind Freiräume für freies und eigenständiges Denken, sie sind Zeit-Räume, Diskussions-Räume und Vertrauens-Räume, in denen das Team zu einer Kraftzelle wird, nach dem Motto “ein Team ist mehr als die Summe seiner Mitglieder“. Oder bildlich gesprochen: Auch das beste Fußballteam braucht ein Spielfeld, Trainingszeiten, das entsprechende Equipment, das Commitment, einen Etat usw. 

Mögliche Maßnahmen der Teamentwicklung 

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei einer Teamentwicklung um einen langfristigen Prozess, in den viele unterschiedliche Elemente und Maßnahmen einfließen können. Der richtige Mix in der richtigen Reihenfolge entscheidet über den Erfolg und ist abhängig vom Anlass bzw. vom Problem. 

Mögliche Elemente sind:

  • Coaching

  • Beratung

  • Workshops (Analyse, Bilanzmessung, Zielfindung)

  • Qualifizierung (zum Beispiel in den Bereichen Konfliktlösung, Kommunikation, Moderation, Sozialkompetenz)

  • Gemeinsame Unternehmungen und Ausflüge (Essen, Feiern, Wanderungen)

  • Kamingespräche

  • KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess)

Phasen der Teamentwicklung

Ähnlich wie ein Problemlösungs- und Veränderungsprozess in der Personal- und Organisationsentwicklung durchläuft auch eine Teamentwicklung folgende Phasen:

In der Phase der Einleitung steht die Auftragsklärung und die Schaffung eines gemeinsamen Problembewusstseins im Mittelpunkt. Es geht darum, Hintergrundinformationen zu sammeln, mögliche Konflikte zu identifizieren, die Interventionsmaßnahme zu klären und insbesondere das Ziel der Teamentwicklung konkret zu formulieren. Diese Phase ist für den nachhaltigen Erfolg der Teamentwicklung entscheidend. 

Geeignete Fragen sind beispielsweise:

  • Um welche Herausforderungen geht es?

  • Was soll erreicht werden?

  • Ist das Ziel realistisch?

  • Welche (geänderten) Rahmenbedingungen braucht es, um das Ziel zu erreichen?

  • Welche Bedeutung haben die Themen im Kontext des Gesamtunternehmens?

In der zweiten Phase (Diagnosestellung) findet die Konkretisierung der gestellten Fragen statt und es werden Hypothesen abgeleitet, die als Grundlage für die folgende Intervention gelten sollen. Das Ziel wird klar formuliert und eine mögliche Intervention wird adressatengerecht vorbereitet.

In der dritten Phase wird die Teamentwicklungsmaßnahme umgesetzt (Intervention) und abschließend evaluiert, um Anpassungsvorgänge in den folgenden Schritten vornehmen zu können.

Die Rolle der Teamleitung in der Teamentwicklung

In Bezug auf sich selbst steuernde Teams ist es Aufgabe der Teamleitung, dafür zu sorgen, dass das Team seine Aufgaben selbstständig und effizient erledigen kann. Dafür müssen Führungskräfte Rahmenbedingungen schaffen und zwei wesentliche Funktionen erfüllen: 

  • Zusammenhalt (Kohäsionsfunktion): das Team zusammenhalten und eine gute Gruppenatmosphäre schaffen

  • Leistungserreichung (Lokomotionsfunktion): den Prozess der Zielerreichung gewährleisten und das Team aufgabenorientiert organisieren

Ein guter Mix von Förderung des Teams, Fordern der Mitarbeitenden und Führen im Hinblick auf die Ziele und Aufgaben macht eine gute Teamführung im Sinne dieser zwei zentralen Funktionen aus.

Welche Kompetenzen benötigen Teamleader, um diesen Aufgaben gerecht zu werden?

  • Strategisch-organisatorische Kompetenz

    • Ein Ziel- und Controllingsystem für das Team aufbauen
    • Komplexe Zusammenhänge (auch auf das Gesamtunternehmen bezogen) verstehen und Handlungsanleitungen und Aufgaben für das Team ableiten
    • Prozessabläufe gestalten
    • Rahmenbedingungen für wertschöpfendes Arbeiten schaffen
  • Methodische Kompetenz (für die Prozesssteuerung)

    • Analytisches Verständnis (Ursachen, Entscheidungen, Prozessketten
    • Leiten von Teamsitzungen (Moderationstechnik, Gesprächstechniken für Gruppen, Präsentationstechniken, Konfliktmoderation, Projektmanagementtechniken)
    • Coaching von Mitarbeitern
  • Soziale Kompetenz

    • Positive Führung (konstruktive Umgangsform)
    • Kommunikation (Aktives Zuhören, wertschätzende und konstruktive Kommunikation)
    • Empowern von Mitarbeitenden
    • Vertrauen in Denken und Handeln
    • Unterstützung des Teams in konkreten Bedarfen

Häufig erleben wir allerdings, dass Teamleitungen getrieben sind vom Daily Business und oft eine viel zu hohe Führungsspanne haben. Es wird offensichtlich, dass nicht nur die Teams auf eine gute Teamführung angewiesen sind, sondern auch die Teamführung selbst gute Rahmenbedingungen für Leadership im Gesamtsystem benötigt (Werte, Vision, Mission).

Fazit

Beim Thema “Teamentwicklung” werden die systemischen Zusammenhänge der Handlungsfelder von Organisationsentwicklung besonders deutlich. Starke Teams sind für uns ein wesentlicher Baustein der Organisationsentwicklung. Wir unterstützen Teams (und Führungskräfte) auch in diesem wichtigen Lern- und Improvement-Prozess. 

Wie würden Sie die Frage oben im Artikel beantworten, ob sich Teamentwicklung auch “aussitzen” lässt? 

Vermutlich antworten Sie mit “Nein”, wenn Sie sich ein echtes Team wünschen, mit selbstverantwortlichen, selbstständig denkenden und aktiven Teammitgliedern, die ein gesundes Kraftwerk innerhalb des Gesamtunternehmen bilden. Wenn Sie nicht genau wissen, wo Sie ansetzen sollen: Fragen Sie uns gerne! Wir helfen mit individuell ausgewählten Instrumenten und Angeboten der systemischen Organisationsentwicklung.

Oder sind Sie der Ansicht, dass in Ihrem Team alles gut läuft? Es gibt keine Störungen und jede und jeder macht seine Aufgaben gut? Auch dann kann ein externer Blick sinnvoll sein, ob das Team wirklich die ganzen PS “auf die Straße bringt”, das Getriebe reibungslos schnurrt, der Tank gefüllt ist und die Scheibenwischer eine klare Sicht ermöglichen.

Machen Sie den Quick Check! Wie gut arbeitet Ihr Team zusammen? 

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Gesprächsbedarf?

Ich würde mich freuen, wenn Ihnen der Blogartikel das Thema Teamentwicklung etwas näher bringen konnte: Sie haben noch weitere Fragen oder Anmerkungen? Gerne tausche ich mich mit Ihnen dazu aus. Ganz unverbindlich.

Ursula Niehaus

Coach

Kontakt

Quellenangabe: 

Haug, Christoph von, Erfolgreich im Team: Praxisnahe Anregungen für effizientes Teamcoaching und Projektarbeit (dtv Beck Wirtschaftsberater)

Krämer-Stürzl, Antje, Potenzialförderung durch Teamaktivitäten: Studienbrief, Fernstudiengang Personalentwicklung, TU Kaiserslautern

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Ursula Niehaus war als Organisationsentwicklerin bei Teamprove tätig.

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