Wie schaffen es Führungskräfte, dass Mitarbeiter ohne Boni-Anreize ihr Bestes geben? Wie entsteht ganz ohne Druck ein leistungsstarkes, motiviertes Team mit Teamgeist? Bei Teamprove beschäftigen wir uns intensiv mit diesen Fragen. Ich habe mich dieses Jahr im Rahmen einer Weiterbildung zum Feelgood-Manager mit transformationaler Führung auseinandergesetzt. Ob Sie bereits transformational führen – oder was Sie dafür tun müssten -, erfahren Sie in diesem Artikel!

„Transformational leadership has emerged as one of the most important approaches for understanding and influencing employee effectiveness.“ (D. J. Cleavanger)

Transformationale Führung vs Transaktionale Führung

Die Erfahrung zeigt, dass Loyalität, intrinsische Motivation und Teamgeist wichtige Faktoren für den Unternehmenserfolg sind. Das Problem: Mit transaktionaler Führung, also mit klassischen Zielvereinbarungen (MbO), Boni- oder Status-Anreizen und Kontrollsystemen gelingt es nur selten, diese Erfolgsfaktoren nachhaltig zu beeinflussen. Das Prinzip „Leistung gegen Gegenleistung“ hat seine Grenzen.

Die transformationale Führung setzt deshalb bei einer Veränderung des Verhaltens an. Voraussetzung sind Führungskräfte, die durch ihre Vorbildfunktion Vertrauen, Respekt und Wertschätzung erwerben und dadurch die Mitarbeiter zu einer erhöhten Lern- und Leistungsbereitschaft inspirieren.

Merkmale & Voraussetzungen transformationaler Führung

Ein Studienprojekt von Prof. Dr. Waldemar Pelz am Lehrstuhl für Internationales Management und Marketing an der Technischen Hochschule Mittelhessen identifizierte wichtige Kriterien transformationaler Führungskräfte:

  • Sind die Ziele, Werte und Überzeugungen der Führungskraft authentisch?
  • Werden ehrgeizige und klare Visionen und sinnstiftende Ziele kommuniziert?
  • Werden Mitarbeiter zu eigenständigen Lösungen angeregt und gibt es eine Fehlerkultur?
  • Werden Talente individuell gefördert, so dass die Mitarbeiter über die notwendigen Fähigkeiten, Kenntnisse und Ressourcen verfügen?
  • Gibt es beim Umgang miteinander faire Spielregeln, ein respektvolles Verhalten und eine transparente Kommunikation?
  • Ist die Führungskraft umsetzungsstark und vermittelt Werte wie Beharrlichkeit und Eigenverantwortung?
  • Ist das Handeln an Chancen, Risiken und deren wirtschaftlichen Konsequenzen ausgerichtet? Werden Mitarbeiter zum unternehmerischen Denken angeregt?

Vorteile transformationaler Führung

Während bei transaktional geführten Unternehmen die Leistung der Mitarbeiter immer korrespondierend zur in Aussicht gestellten Gegenleistung (oder aus Angst vor Kontrolle und Sanktionen) erfolgt, sind die Mitarbeiter transformational geführter Unternehmen überdurchschnittlich motiviert und leistungsbereit, kreativer und glücklicher. Auch die Führungskräfte selbst profitieren durch mehr Freiraum, weniger Stress, eine geringere Mitarbeiterfluktuation und bessere wirtschaftliche Ergebnisse. Und zwar nicht nur als akademisches Gedankenspiel, sondern nachweislich durch Studien belegt.

Und wie sieht das in der Praxis aus?

Ich erzähle Ihnen eine fiktive Geschichte, die die Unterschiede zwischen transaktionaler und transformationaler Führung deutlicher macht. Gleich vorweg: Ja, das Szenario ist ganz bewusst überzeichnet ;-) 

Frau Müller leitet die Command & Control GmbH. Momentan ist sie ziemlich unzufrieden mit der Situation im Unternehmen. Die Streitereien zwischen den Kollegen häufen sich, Kritik an ihr als Führungskraft wird laut und sie empfindet den Umgangston als respektlos. Die Mitarbeiter sind unzufrieden und einige haben bereits (teils ohne Angabe von Gründen) gekündigt. Außerdem jammern die Mitarbeiter ständig über die wachsende Komplexität ihrer Aufgaben und klagen über Personalmangel für die zu bewältigende Arbeitsmenge.  Aber die größte Sorge von Frau Müller ist der rückläufige Umsatz. Sie weiß nicht so recht, wie es weitergehen soll.

Frau Müller trifft eine Entscheidung: Sie braucht Abstand, um in Ruhe nachdenken zu können. Vielleicht ein Urlaub?

Nach einigem Überlegen beschließt sie etwas ganz Neues zu wagen. Kürzlich hat sie einen Artikel über inspirierende Auszeiten mit dem Slogan „Come in and find out“ gelesen. Frau Müller recherchiert eine Weile und bucht schließlich einen Tag beim Anbieter „LEAD“.

Ihre Ansprechpartnerin, Frau Denk, schickt ihr die Wegbeschreibung und gleich am nächsten Morgen macht sich Frau Müller auf den Weg. Am Ankunftsort ist Frau Müller überrascht. Sie steht auf einem Firmenparkplatz. Ist sie hier richtig? Da entdeckt sie eine junge Frau, die ihr eifrig zuwinkt. Sie parkt, steigt aus und wird herzlich von Frau Denk begrüßt, die bei LEAD den Bereich Human Resources verantwortet.

Auf dem Weg zur Unterkunft zeigt ihr Frau Denk die kostenlosen E Bikes, die alle frei nutzen können, um Distanzen auf dem Firmengelände schneller überwinden zu können. Es gibt auch ein kostenloses Fitness-Studio, die firmeneigene LEADership Schule und einen Kindergarten, in dem die Kinder der Mitarbeiter kostenlos betreut werden.

Dann stehen sie vor einem Gebäude mit 10 Säulen, in die Wörter eingemeißelt sind. Frau Denk erklärt Frau Müller, dass es sich um das Firmengebäude der LEAD-Mitarbeiter handelt.

Die Begriffe auf den Säulen haben Kollegen und Führungskräfte gemeinsam als Basis ihrer Zusammenarbeit ausgewählt:

  1. VERTRAUEN: Wir vertrauen uns gegenseitig, wir können uns aufeinander verlassen und über alles diskutieren. Wir können unsere Aufgaben und das Miteinander mitbestimmen und ausgestalten.
  2. VORBILD SEIN: Unsere Werte werden konstant und glaubwürdig gelebt, von allen Firmenangehörigen!
  3. REFLEXION: Wir handeln eigenverantwortlich, sprich wir legen unsere Ziele selbst fest. Diese überprüfen wir in regelmäßigen Abständen und hinterfragen kritisch, ob wir die Ziele erreicht haben.
  4. VISION: Die Führungskräfte zeigen uns Unternehmensziele auf, wo und wie sie das Unternehmen in Zukunft sehen und welche Ziele wir erreichen können, wenn wir zusammenhalten. Wir bemühen uns, diese Ziele zu erreichen – auch durch neue Ideen und das Beschreiten neuer Wege.
  5. ENTWICKLUNG: Führungskräfte und Kollegen ermutigen uns durch Lob und Vertrauen (in uns und unsere Fähigkeiten) neue Wege zu gehen, Ideen einfach einmal auszuprobieren, egal, wie verrückt sie sind.
  6. ANREGUNG: Ebenso wichtig ist es sich kontinuierlich weiterzubilden. Wenn das Interesse an Wissensvertiefung oder dem Erwerb von neuem Wissen besteht, besteht die Möglichkeit, Weiterbildungen zu besuchen. Auch der interne Wissenstransfer z.B. durch interne Schulungen oder Sparringspartner wird intensiv genutzt. So kommt immer wieder frischer Wind durch neue Impulse und Tools in unser Unternehmen.
  7. KOMMUNIKATION: Wir reden offen und wertschätzend miteinander. Dies gilt für die Mitarbeiter, die Führungskräfte und unsere Kunden. Nur wer alle Hintergrundinformationen kennt, ist auf dem aktuellen Stand.
  8. UNTERSTÜTZUNG: Wir helfen uns gerne untereinander. Wir erarbeiten gemeinsam Konzepte, berücksichtigen unsere Stärken und versuchen sie weiterzuentwickeln. Wenn wir nicht weiterkommen, helfen und fördern wir uns gegenseitig.
  9. ZUTRAUEN: Unsere Führungskräfte trauen uns ALLES zu. Wir können kreativ sein, Dinge testen und dabei auch Fehler machen. Durch Fehler lernen wir und machen sie nicht wieder.
  10. TRANSPARENZ: Alle Unterlagen und alle (Wissens-)Portale, die wir für unsere Arbeit benötigen, sind frei zugänglich. Jeder kann sich für Projekte benötigte Informationen selbst beschaffen. Jeder weiß, wer für welches Projekt zuständig ist und kann den aktuellen Stand einsehen. So vermeiden wir doppelte Arbeit und Missverständnisse.

Während Frau Denk und Frau Müller weiter zur Unterkunft gehen, berichtet Frau Denk, wieviel Spaß sie in ihrem Job hat. Sie erzählt, dass sie ihre Tätigkeit als anregend und sinnvoll empfindet, dass sie häufig gelobt wird, nette Kollegen hat und ihre Arbeit selbstständig erledigen kann. Außerdem gibt es tolle kostenlose Freizeitangebote, der Verdienst ist gut und sie erhält auch eine Altersvorsorge.

Bei Frau Müller, die ja selbst ein Unternehmen leitet, kommt Skepsis auf. So schön das alles für die Mitarbeiter sein mag – für den Arbeitgeber ist es doch kaum bezahlbar, oder? Frau Denk lächelt und antwortet, dass ihr Geschäftsführer argumentiert, dass seine Mitarbeiter das Wertvollste sind, was er hat.

Frau Denk und Frau Müller schlendern noch an einem kleinen See vorbei und erreichen schließlich die Unterkunft. Frau Denk verabschiedet sich von ihrem Gast, aber Frau Müller schlendert noch ein wenig über das Firmengelände, plaudert hier und da mit Mitarbeitern und hat in der Nacht viel Stoff zum Nachdenken.

Am nächsten Morgen wird sie wieder von Frau Denk abgeholt und sie gehen gemeinsam Frühstücken. Auf dem Weg zur Firmenkantine „Bootshaus“ sieht Frau Müller viele Menschen joggen, schwimmen oder mit ihrem Notebook am Wasser sitzen. Frau Denk erklärt, dass die Mitarbeiter flexible Arbeitszeiten haben und arbeiten können, wo sie möchten. Im Bootshaus fällt Frau Müller auf, wie hell und freundlich alles ist, ganz anders als in typischen Firmenkantinen. Alles ist offen gestaltet, Essensbereiche wechseln sich mit Lounge- und Meetingbereichen ab. Vor Whiteboards an den Wänden stehen Mitarbeiter, die Ideen skizzieren oder in kleinen Gruppen diskutieren. Ein hochmoderner PC steht auch bereit, um schnell interne Informationen abrufen zu können.  An einigen Tischen wird gegessen, an anderen gearbeitet, manche Tische sind zu großen Gruppentischen zusammengeschoben.

Frau Denk erzählt, dass das Bootshaus multifunktional genutzt wird. Essen, Arbeiten, Feiern, Meetings oder auch gemeinsam kochen – ganz flexibel. Jetzt ist Frau Müller sehr neugierig auf Frau Denks Arbeitsplatz und fragt, ob sie dort nach dem Frühstück noch vorbeigehen können.

Auf dem Weg werfen sie noch einen Blick ins „Familienbüro“ – hier haben Eltern die Möglichkeit, ihr Kind mit zur Arbeit zu bringen, wenn beispielsweise Ferien sind.

Auch Frau Denks Büro ist hell und freundlich. Frau Denk erklärt, dass sie ihre Planung für anstehende Veranstaltungen gerne auf großen Whiteboards visualisiert. Auch ein Wunsch- und Kummerkasten steht in ihrem Büro, wo jeder Mitarbeiter Ideen und Feedback einwerfen kann – ein Angebot, das rege genutzt wird. Der Input wird regelmäßig ausgewertet, auf Machbarkeit und Sinnhaftigkeit geprüft und dann dem Team zur Abstimmung vorgestellt.

Der Tag bei LEAD ist wie im Flug vergangen. Frau Denk begleitet Frau Müller noch zum Auto und wünscht ihr eine gute Heimreise. Frau Müller hat in den letzten 24 Stunden viel gesehen und gehört, was ihr gefallen hat. Was könnte sie an der Firma Command & Control und an ihrem eigenen Führungsstil verändern, damit das Arbeitsklima ähnlich gut wird? Und welche gemeinsamen Werte und Ziele hat ihr Team eigentlich? Sie beschließt, mit ihren Mitarbeitern gleich morgen darüber zu sprechen und konkrete Vereinbarungen für Veränderungen zu treffen!

Sie möchten sich auch verändern oder mehr über transformationale Führung oder die Management-Methode OKR erfahren? Wir freuen uns über anregende Gespräche – auch gerne im Rahmen einer kostenlosen Erstberatung.

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Caroline Krause war als FeelGood-Managerin bei Teamprove tätig.

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