Am 02.12.2022 fand die Fortsetzung des teamprove.live-Events zum Thema “Fachkräftemangel: Sind Azubis Teil der Lösung – und wenn ja wie?” statt. Schon während des ersten Termins im November war uns klar geworden: Einfache Antworten gibt es nicht. Erst recht keine, die sich in einem einfachen Impuls formulieren lassen.

Beim ersten Austausch hatten wir viele Fragen zusammengetragen – unter anderem zu den Wünschen von Unternehmen und Azubis und zu den Herausforderungen der dualen Ausbildung. Diesmal machten wir uns gemeinsam auf die Suche nach Lösungsansätzen und wir haben uns wieder sehr über die angeregte Diskussion und Beiträge aus unterschiedlichsten Perspektiven gefreut – ein großes Dankeschön an alle Anwesenden! 

Nach einer kurzen Zusammenfassung für die neu dazu gestoßenen Teilnehmer sind wir direkt dazu übergegangen, Lösungsvorschläge für die geschilderten Herausforderungen zu sammeln. Ein zentraler Punkt war, dass Unternehmen für einen Wandel wohl oft noch nicht bereit sind: Die Veränderung – obwohl notwendig – macht Angst.  Doch wie gegen dieses Motivationstief angehen? Wo ansetzen? 

Vor der Ausbildung: Recruiting 

Aus Unternehmenssicht wird es immer schwieriger, passende Azubis zu finden. Es wirkt oft so, als hätten Unternehmen Angst, die “Falschen” einzustellen. Also lieber keinen Azubi als den falschen Azubi? Wir haben uns die Frage gestellt, ob sich Unternehmen diese Einstellung in Zeiten des Fachkräftemangels überhaupt leisten können. Oder könnte man mehr Entscheidungshilfen bieten? Beispielsweise, indem das Angebot für Probearbeitstage ausgebaut und die Probezeit stärker als Orientierungszeit genutzt wird – von beiden Seiten. Aus unserer Sicht wäre der erste Schritt, die eigene Offenheit zu stärken: Es gilt mit Mut zu agieren! Denn je flexibler die Rahmenbedingungen für eine Ausbildungsstelle sind – Reputation, Schulabschluss etc. –  desto größer wird die Zielgruppe einer Ausschreibung und desto einfacher das Recruiting. Zudem gilt es, im “Einheitsbrei” der Stellenanzeigen für Ausbildungsplätze herauszustechen: “Transparent & authentisch” lautet die Devise – der Bewerber sollte erfahren, auf welches Unternehmen er sich einlässt. Denn wenn ein Azubi zur Unternehmenskultur passen soll, sollte auch der Azubi die Chance bekommen, eine bewusste Wahl zu treffen. 

Während der Ausbildung: Fokus auf die Menschen 

Junge Menschen wünschen sich Rahmenbedingungen, in denen sie ihr volles Potential entfalten können. Die Aufgabe der Unternehmen ist es, Raum für jeden Einzelnen zu finden. Fehler- und Frustrationstoleranz stehen an oberster Stelle. Für Azubis steht nicht die langfristige Bindung an ein Unternehmen im Vordergrund, sondern viele nutzen ihre Ausbildung als Orientierungsphase – und das ist auch gut so! Ausbilder sollten sich als Begleiter beim Beginn der beruflichen Laufbahn verstehen und auch so agieren. Wie alle anderen Arbeitnehmer auch, wollen Azubis eine Vision. Und sie wollen gut sein in dem, was sie tun. Sinnhafte Aufgaben, Verantwortung, Integration von Anfangan – es braucht eine generationenübergreifende Kommunikation, um Azubis während ihrer Lehrzeit Wertschätzung zu zeigen und kein Gefälle von “alt” nach “jung” bzw. “erfahren” nach “unerfahren” zuzulassen.  

Nach der Ausbildung: Wie geht es weiter? 

Wenn sich die Ausbildung dem Ende zuneigt, beginnt die aus Unternehmenssicht kritische Phase: Wird der Azubi bleiben oder nicht? Hat sich die Investition in die drei Jahre Ausbildung gelohnt?

Unser Fazit: Eine Ausbildung lohnt sich so oder so! Bleibt der Azubi, dann heißt es den jungen Arbeitnehmer neu einzubinden, raus aus der ewigen “Azubi-Rolle”. Und wenn er nicht bleibt? Egal, ob Azubis  direkt nach der Ausbildung oder erst zwei Jahre später das Unternehmen wieder verlassen: Aus unserer Sicht sollten Unternehmen in unserer schnelllebigen Arbeitswelt akzeptieren, dass sich Azubis oft nicht gleich langfristig auf ein Unternehmen und einen Job festlegen möchten. Statt eine erfolgreiche Übernahme zu priorisieren, sollte eine sinngebende Ausbildung im Mittelpunkt stehen, eine Perspektive für junge Menschen. Denn wer sagt, dass genau diese Personen nicht irgendwann zu dem Unternehmen zurückkehren, das zu Beginn ihrer Karriere im Idealfall eine wegweisende Rolle gespielt hat?

Was ist denn nun die Lösung? 

Wir sind der Meinung, dass das Modell der dualen Ausbildung für Unternehmen stets ein Gewinn ist. Unser Ausbildungssystem sollte als Stärke gesehen werden und auch als solche fest in der Unternehmenskultur verankert sein.

Doch wie bereits erwähnt, ist es uns auch nach eineinhalb Stunden inspirierendem Austausch schwer gefallen, einen Lösungsvorschlag zu formulieren. Aber wir können gemeinsam lernen, wie wir erfolgreich sein können. Es reicht nicht zu sagen: “Azubis machen zu viele Fehler” oder “Der Aufwand ist zu hoch” – mit einer funktionierenden Generationen-Kommunikation und einem gemeinsamen Ziel können wir eine Mitte finden, in der sich Azubis und Unternehmen treffen und wo beide Seiten profitieren. 

Wir sind mit den gesammelten Ergebnissen zufrieden: Es entspricht unserer Teamprove-Denkweise, dass wir auch Lösungsansätze als Erfolg sehen, es müssen nicht immer voll ausformulierte Konzepte sein. Die gefundenen Ansätze sind ein Anfang: Lassen Sie uns hier weiterdenken und den Wandel in der Ausbildungswelt gemeinsam gestalten! 

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Fasziniert von agilen Methoden begleitet Matthias Pauers Führungs­kräfte auf dem Weg zum „Agile Leader“ und unterstützt Organisationen beim Change Management. Seine Schwer­punkte sind Unternehmens­kultur und Führung, Coaching, Anforderungs­management und Design Thinking.

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