Auch im November fand wieder ein teamprove.live statt, diesmal mit dem brisanten und topaktuellen Thema “Fachkräftemangel: Sind Azubis Teil der Lösung – und wenn ja wie?” Ein großes Dankeschön an alle Anwesenden: Wir haben uns sehr über den regen Austausch aus unterschiedlichsten Perspektiven gefreut – zeigt es doch, wie wichtig dieses Thema ist.

Die eineinhalb Stunden sind so schnell verflogen, dass wir gar nicht alle Gedanken ausführlich diskutieren konnten – doch dazu später mehr.

Welche Ziele verfolgen Unternehmen mit der Ausbildung?

Nach einer kurzen Begrüßungs- und Vorstellungsrunde sind wir mit der Frage nach den Motiven ausbildender Unternehmen gestartet. Folgende Gedanken haben wir auf unserem gemeinsamen Jamboard gesammelt:

Aus Sicht der ausbildenden Firmen gleicht die Suche nach passenden Auszubildenden einem Jahrmarkt: Alle versuchen die “Besucher” von ihren “Ständen” zu begeistern und ihre Tickets unter die Leute zu bringen. In einer Welt, in der Jugendliche nach dem Schulabschluss unzähligen Möglichkeiten für ihren beruflichen Weg gegenüberstehen, wird es immer schwieriger, Bewerber für die Ausbildungsplätze zu finden. Es stellt sich die Frage: Wie werden wir als attraktives Ausbildungsunternehmen in der Masse sichtbar?

Die Ziele der Unternehmen lassen sich – siehe Jamboard – auf zwei zentrale Aspekte herunterbrechen: An erster Stelle steht die Ausbildung einer neuen Generation an Arbeitskräften. Diese sollen langfristig an das Unternehmen gebunden werden – ganz im Sinne des Gebens und Nehmens. Weniger Bedeutung wurde der gesellschaftlichen Verantwortung beigemessen: Junge Menschen mit all ihren Talenten und Fähigkeiten durch eine gute Ausbildung zu fordern und zu fördern, ist nach Ansicht der Teilnehmer deutlich weniger relevant als die Fachkräftesicherung.

Stimmen diese Ziele mit den Zielen und Wünschen der Auszubildenden überein?

Im Brainstorming zu den Azubi-Zielen ist schnell deutlich geworden, wie sehr sich diese von den Arbeitgeber-Zielen unterscheiden. Hier steht nicht die langfristige Perspektive im Vordergrund. Jugendliche sind “orientierungslos” – und das ist auch gut so! Zu diesem Schluss sind wir in der Diskussionsrunde gekommen: Es ist okay, dass die Ausbildung als Orientierungsphase genutzt wird. Es ist okay, dass Azubis “empor irren”. Ihr Anspruch ist eine qualitativ hohe, sinnhafte Ausbildung: Wie alle anderen Arbeitnehmer auch, brauchen sie eine Vision und wollen gut sein, in dem, was sie tun. Sich als Teil des Unternehmens verstehen und auf Augenhöhe angesprochen werden. In der Online-Diskussion waren wir uns einig: Die Bedürfnisse, genauso wie die Möglichkeiten der jungen Generation, haben sich verändert; eine Übernahme und der Sicherheitsaspekt sind nicht mehr Priorität Nummer 1.

Mit welchen Herausforderungen haben Unternehmen rund um das Thema Ausbildung zu kämpfen?

Das Auseinanderdriften der Ziele beider Parteien stellt per se schon die fundamentale Herausforderung dar. Deshalb haben wir versucht, die Schwierigkeiten in der Ausbildung noch greifbarer zu formulieren. Wann müssen wir beginnen, Orientierungshilfe zu geben? Sollten Unternehmen bereits während der Schulzeit präsenter werden? Wie erkennen und fördern wir während der Lehrzeit die individuellen Potentiale der Auszubildenden?

Zuletzt ist noch eine Debatte darüber entbrannt, dass junge Azubis oft triviale Basics – beispielsweise Briefe-Frankieren – nicht beherrschen. Ganz zum Leid der Ausbilder. Hier haben wir in Frage gestellt: Ist das so wichtig? Oder können diese Kleinigkeiten nicht mit minimalem Aufwand ausgeglichen werden?

Lösungen finden: Sind Sie beim nächsten Mal auch dabei?

Wie Sie sehen: Unser Austausch hat viele Fragen aufgeworfen, die es noch zu beantworten gilt – das Thema war zu groß für eineinhalb Stunden!. Daher möchten wir uns im nächsten teamprove.live am 02.12.2022 gemeinsam mit Lösungsansätzen beschäftigen.

Ein kleiner Gedankenanstoß: Warum sollten wir in einer Arbeitswelt, die von Schnelllebigkeit und kurzfristigen Plänen geprägt ist, von unseren Azubis erwarten, dass sie sich langfristig auf ein Unternehmen und einen Job festlegen? Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Und wie kann die duale Ausbildung unter dieser Prämisse trotzdem einen wertvollen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten?

Wir hoffen auf eine Fortsetzung unserer angeregten Diskussion und viele Ideen zum “Talentpool Azubis”! Auch Teilnehmer, die im November keine Zeit hatten, beim teamprove.live dabei zu sein, sind selbstverständlich herzlich eingeladen.

Alle Infos

Wir freuen uns auf spannende Gespräche!

Die Teilnahme ist wie immer kostenlos. Nach der Anmeldung erhalten Sie ein Login für das Online-Meeting.
Alle Infos

Beitrag teilen

Alle Blogartikel
Fasziniert von agilen Methoden begleitet Matthias Pauers Führungs­kräfte auf dem Weg zum „Agile Leader“ und unterstützt Organisationen beim Change Management. Seine Schwer­punkte sind Unternehmens­kultur und Führung, Coaching, Anforderungs­management und Design Thinking.

Beitrag teilen