Am 26.05.2023  fand die Fortsetzung des teamprove.live-Events zum Thema “Fachkräftemangel – und was Organisationsentwicklung damit zu tun hat” statt. Schon während des ersten Termins im März war uns klar geworden: Einfache Lösungsansätze gibt es nicht. Erst recht keine, die sich in einem einfachen Impuls formulieren lassen.

Beim ersten Austausch hatten wir viele potenzielle Handlungsfelder  zusammengetragen – unter anderem haben wir viel über Employer Branding und Recruiting diskutiert. Diesmal machten wir uns gemeinsam auf die Suche nach Lösungsansätzen und wir haben uns wieder sehr über die angeregte Diskussion und Beiträge aus unterschiedlichsten Perspektiven gefreut – ein großes Dankeschön an alle Anwesenden! 

Nach einer kurzen Zusammenfassung für die neu dazu gestoßenen Teilnehmer sind wir direkt dazu übergegangen, an den gesammelten Handlungsfeldern anzuknüpfen: 

Wie können Organisationsentwicklung und ein gutes Employer Branding Lösungsansätze für den Fachkräftemangel sein? 

Folgende Punkte haben wir auf unserem Jamboard zusammengetragen: 

Ein wichtiger Punkt vorweg: Aus unserer Sicht sind Employer Branding und Organisationsentwicklung untrennbar miteinander verknüpft. Ein Prozess geht mit dem anderen Hand in Hand. 

Zunächst haben wir Employer Branding definiert: Für uns umfasst der Prozess sowohl Strategie, Branding, Engagement, aber auch Recruiting und Retention. Marketing ist in Zeiten des Fachkräftemangels essentiell – es muss darstellen, was das Unternehmen ausmacht und was es vor allem “besser” macht als seine Konkurrenten. 

Doch was muss ein Unternehmen bieten, um für Bewerber:innen attraktiv genug zu sein, um sich in einer Masse an freien Arbeitsstellen genau dort zu bewerben?

Wir sind uns sicher: “Satt und sicher reicht nicht (mehr).” Die Bedürfnisse und Erwartungen der Arbeitnehmer:innen gehen über einen sicheren Arbeitsplatz hinaus – die Arbeitgeber:innen müssen anders am Ball bleiben. Über dieses Thema haben wir bereits in unseren teamprove.live-Terminen im vergangenen Jahr gesprochen: Dabei ging es um das Thema “Fachkräftemangel: Sind Azubis Teil der Lösung – und wenn ja wie?”. Die Ergebnisse des ersten und zweiten Termins finden Sie auf unserem Blog. 

Auch wenn es früher vielleicht Gang und Gäbe war, beim Unternehmen zu bleiben, in dem man seine Ausbildung abgeschlossen hat: Das gehört heute der Vergangenheit an. Junge Arbeitnehmer:innen sind nicht mehr mit ihrem Unternehmen verheiratet. Sie bleiben distanziert und sind bezüglich ihrer Karrierewege mutiger. Das ist auch gut so und gilt es seitens der Arbeitgeber:innen zu akzeptieren! 

Oft liegt der Fokus auf dem Bereich des Recruitings: Doch mindestens genauso wichtig ist es, die bereits angestellten Mitarbeitenden an ihrem Arbeitsplatz zu halten. Mitarbeitende wollen gehört werden! Zu den wichtigsten Grundbedürfnissen zählen unserer Meinung nach Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit. Oder auch Selbstbestimmung, Bindung und Selbstachtung. Doch nicht nur Führungskräfte und Arbeitgeber:innen sind hier gefragt: Auch die Mitarbeitenden selbst sind am Zug! Wie oft hört man, dass die Arbeit austauschbar erscheint und, “dass es egal wäre, in welchem Unternehmen man arbeiten würde”? Hier obliegt es jedem und jeder, seinem “Standard”-Prozess den eigenen Stempel aufzudrücken. Seine eigene Identität und seinen persönlichen Touch in die per se “austauschbare” Arbeit einzubringen. Denn auch so kann ein Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen entstehen! 

Der für uns wohl wichtigste Punkt war die Wertekultur: Employer Branding muss echt und ehrlich widerspiegeln, was ein Unternehmen ausmacht. Dabei gilt “Weniger ist mehr”. Lieber weniger und ehrlich, als viel und oberflächlich. Die Unternehmenswerte dürfen nicht nur auf dem Bildschirmschoner oder auf  Postern an der Wand vor sich hin vegetieren: Sie müssen tatsächlich erlebt und gelebt werden. Auch hier sind wieder die Mitarbeitenden gefragt: Dazu zählen für uns selbstverständlich auch Geschäftsführer:innen und Vorgesetzte. Sie alle sind die Hüter der Kultur und dafür verantwortlich, darauf zu achten, ob bestimmte Werte nicht gelebt oder sogar bewusst ignoriert werden. Entsprechende Konsequenzen gehören unserer Meinung dazu, denn hier zählt jeder und jede Einzelne! Ganz nach dem Motto: “Ein verfaulter Apfel verdirbt den ganzen Korb.” Gerade bei der bereits vorab erwähnten hohen Fluktuation muss darauf geachtet werden, dass die Unternehmenskultur nicht mit abwandert!

Wie können wir eine funktionierende und attraktive Unternehmenskultur schaffen? Wie wollen wir miteinander arbeiten? 

Ehrlichkeit steht für uns an erster Stelle: Dazu gehört auch, dass Werte nicht aus der Führungsetage von oben dirigiert werden, sondern von allen Mitarbeitenden angenommen und gelebt werden. Zu Beginn sollte die Frage gestellt werden: “Was ist eine attraktive Kultur? Was passt zu uns?” Sobald diese Frage beantwortet wurde, können die Werte in einem Kompetenzmodell des Unternehmens verankert werden. Die Aufgabe der Geschäftsführung ist es hier, die Kultur und die Werte transparent und klar zu kommunizieren – angefangen beim Marketing und Recruiting-Prozess, bis hin zum Arbeitsalltag. 

Unser Fazit:  

  • Es braucht Mut! Seitens der Unternehmen, aber auch seitens der Mitarbeitenden! 
  • Nicht Blut ist dicker als Wasser, sondern Werte sind süßer als Wein!
  • Nichts ist für die Ewigkeit und nichts ist so beständig wie der Wandel! Das, was gestern noch richtig war, kann heute schon nicht mehr passen! 
  • “One size fits all” trifft es hier nicht: Jede Organisation muss ihren eigenen Weg finden, konsequent leben und weiterentwickeln!

Man könnte vermutlich ewig über den Fachkräftemangel diskutieren – so viele Ideen und Lösungsansätze gibt es. Die Problematik wird uns auch sicher noch lange begleiten. Dennoch möchten wir nach diesem teamprove.live (erstmal) einen Schlussstrich ziehen und uns im nächsten teamprove.live im August neuen Themen zuwenden. 

Wir sind mit den gesammelten Ergebnissen sehr zufrieden: Es entspricht unserer Teamprove-Denkweise, dass wir auch Lösungsansätze als Erfolg sehen, es müssen nicht immer voll ausformulierte Konzepte sein. Die gefundenen Ansätze sind ein Anfang: Lassen Sie uns hier weiterdenken! Welche Ideen und Anmerkungen haben Sie zum Thema Fachkräftemangel?

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