Am 29. September fand unser elftes teamprove.live statt. In der Frage “Wie viel Perfektionismus brauchen Online-Meetings?” vermittelten Antonia Marx und Martin Heppner den Teilnehmenden ihren jeweiligen Standpunkt und brachten so eine angeregte Diskussion ins Rollen! Wir haben uns wieder sehr über den inspirierenden Austausch unterschiedlichster Perspektiven gefreut – ein großes Dankeschön an alle Anwesenden! 

Mit diesen Positionen starteten die beiden Moderierenden in die Diskussion: 

Martin Heppner ist überzeugt: „Visuelle Eindrücke haben einen vielfach höheren Impact als Text bzw. Sprache. Warum sollte man in wichtigen Online-Meetings darauf verzichten, auf dieser Ebene einen positiven Eindruck zu hinterlassen?“

Antonia Marx kontert: “Nice to have. Aber zu viel Technik kann auch vom Wesentlichen ablenken. Konzentrieren wir uns doch lieber auf wichtigere Punkte wie Kommunikationssignale, Zuhören und Moderieren!“

1. Was ist denn nun wichtiger, die Verpackung oder der Inhalt? 

Provokativ gefragt: Verliert der Inhalt an Glaubwürdigkeit, wenn er nach außen hin glänzt? Heppner argumentierte, es geht nicht darum, schlechte Inhalte durch eine gute Verpackung “retten”, aber guter Content kann durch eine schlechte Verpackung massiv Schaden nehmen. Marx plädierte hingegen für mehr Transparenz nach dem Motto “Hüllen fallen lassen”. Eine aufwendige Verpackung, zu viele Impulse und Eindrücke versperren ihrer Meinung nach lediglich die Sicht auf das Wesentliche: Was sind die Ziele und Visionen? Wo stehen wir? Wie kommen wir von A nach B? Basics wie Ton und Bild sind für Online-Meetings dennoch unverzichtbar. 

Unter den Teilnehmenden waren die Meinungen gespalten: Manche schlossen sich Heppner an und priorisieren ein professionelles Setting bei Remote-Meetings. Der – zweifellos wichtige – Inhalt kann durch die Rahmenbedingungen merklich aufgewertet werden. 

Auf der anderen Seite sei es auch auf die Ansprüche von Empfänger:innen zurückzuführen, wenn schlechtere technische Voraussetzungen negativ gewertet werden – ein “Haar in der Suppe” wie ein knackendes Mikrofon ließe sich immer finden. Ein Lächeln lässt sich schließlich auch übers Telefon kommunizieren, ganz ohne Kamera und weiteren “Schnickschnack”. Zählt nicht in erster Linie, worauf die jeweiligen Meeting-Teilnehmenden mehr Wert legen? 

Zudem wurde auch der Faktor “Beziehung” genannt: Es spielt definitiv eine Rolle, ob man die Personen im Call bereits kennt oder nicht. In einem externen Meeting liegt die Latte definitiv höher, als in teaminternen Meetings.

2. Stichwort Authentizität – wie viele Filter sind in Ordnung? 

Authentisch sein und gut “rüberkommen” möchten wir alle. Aber bedeutet Authentizität automatisch, dass man keinen Green Screen und keine Filter mehr benutzen darf? Wie weit dürfen wir die technischen Möglichkeiten eines Remote-Meetings ausnutzen, ohne unsere Glaubwürdigkeit infrage zu stellen? Muss ich meinen unaufgeräumten Hintergrund jetzt zeigen oder darf ich doch zu einer schöneren virtuellen Alternative greifen? Heppner spricht sich hier für das Potenzial der digitalen Gadgets aus. Authentizität sei spontan. Auch ein virtueller Hintergrund kann etwas über die Person aussagen – und letztlich folgt die Authentizität vor allem aus dem Gesagten und dem gesamten Auftreten. Mit einem passenden Hintergrund lässt sich bewusst eine individuelle Botschaft vermitteln, die gleichzeitig zu einem professionellen Auftritt beiträgt. Ein unpassender Hintergrund kann von der eigentlichen Botschaft der sprechenden Person ablenken und somit auch die gewünschte Authentizität sabotieren. 

3. Virtuelles Hintergrundbild – ein Zeichen von Wertschätzung? 

In die Augen schauen und sich Mühe geben, dass die technische Ausstattung funktioniert. Gut sichtbar und hörbar sein. Für Heppner das Minimum an Wertschätzung, das man den anderen Teilnehmenden in einem Video-Call entgegenbringen kann. Und zwar nicht nur beim ersten Kennenlernen, sondern in allen täglichen Gesprächen. Dafür braucht es keine teure Kamera und auch kein High-End-Mikrofon, sondern in erster Linie etwas technisches Verständnis und die richtigen Einstellungen. Ein weiterer Punkt:  Im “realen Leben” wahren wir aus Höflichkeit eine angemessene Distanz – dies kann man auch in Online-Meetings durch den richtigen Abstand zur Kamera beibehalten. Ein größerer Bildausschnitt trägt zudem zu einem „lebensechten“ Meeting-Erlebnis bei: Nicht nur Mimik, sondern auch Gestik können so einbezogen werden! Schließlich taucht man in Präsenz-Terminen auch nicht in Jogginghose auf, sondern gibt sich Mühe in seinem Erscheinungsbild. Für die Teilnehmenden ist dennoch klar: Einen Grundstock an Fehlertoleranz für ältere Kameramodelle und Mikrofone kann man erwarten. Wichtig ist vor allem ein Gespür dafür, worauf es wirklich ankommt. 

4. Um Perfektionismus bemühen: Wie viel Energie dürfen wir darauf “ver(sch)wenden”? 

Marx stellt “Over-Engineering” infrage. Wie viel Optimierung brauchen wir? 20 Filter, das richtige Licht und der optimale Kamerawinkel … Wo ziehen wir die Grenze zu einem Drang nach Perfektion, der in der “realen Welt” auch nicht gestillt werden kann? In unserer Diskussion wurden Bedenken geäußert, ob Kommunikation nicht sogar eher reduziert und eingeschränkt werden könnte, aus Angst, dass die äußeren Rahmenbedingungen nicht passen. So würden Worte und Inhalt eher in den Hintergrund rücken und vom Wesentlichen abgelenkt werden. Ab wann machen wir uns zu viel Druck wegen Kamera, Hintergrund und Co? 

Klar ist, dass die technischen Möglichkeiten eine Art Rüstung und auch Unterstützung für den eigenen Selbstwert liefern können. Online-Meetings begleiten uns jetzt schon seit Beginn der Pandemie und schaffen essenzielle Rahmenbedingungen für Remote Work und Home-Office. Dennoch kämpfen immer noch viele Menschen mit ihren Hemmungen, die Kamera überhaupt anzuschalten. Ein Meeting nach dem Anderen, keine freien Time-Slots im Kalender und weniger persönlicher Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen: Die Arbeitswelt hat sich gewandelt und bringt täglich genügend Belastungen mit sich. Wenn ein Filter oder ein schöner Hintergrund dazu beitragen, eine Herausforderung weniger meistern zu müssen – So be it! 

Am Ende des Tages muss sich jeder selbst wohlfühlen – Stichwort Eigenverantwortung. Man kann es durchaus als Akt der Selbstfürsorge sehen, ob man sich mit oder ohne Filter, mit oder ohne virtuellen Hintergrund besser fühlt. Genau wie eine 10-Minuten-Pause im Meeting-Marathon, ein täglicher Check-in mit den Mitarbeitenden oder eine passende Meeting-Kultur, sind auch die technischen Rahmenbedingungen so zu wählen, dass das Team und das Unternehmen gut damit fahren. 

Unser Fazit: 

Vielleicht stellt sich in diesem Thema weniger die Frage nach Technik, sondern eher danach, wie jede:r die neuen Möglichkeiten optimal für sich selbst nutzen und anwenden kann. Die digitale und die analoge Welt sind zu trennen – es gelten neue Spielregeln und neue Perspektiven. Dennoch warnen wir vor zu viel Komplexität! Wir können uns weiterhin auch an den Bedürfnissen der analogen Arbeitswelt orientieren, denn nur so kommen wir zu einem effizienten und harmonischen Miteinander in Remote. 

Unsere Antwort auf die Ausgangsfrage “Wie viel Perfektionismus brauchen Online-Meetings?” lässt sich nicht abschließend beantworten. Perfektionismus ist hier vielleicht auch nicht der richtige Begriff: Lasst uns eher experimentieren und Dinge spielerisch verändern, um zu schauen, wie sie wirken und wie wir am besten damit umgehen. Ohne Druck, teure Technik und feste Regeln – sondern eher mit viel Leichtigkeit, Ausprobieren und Anpassungsfähigkeit! Ganz im Sinne unseres Teamprove-Leitspruchs gilt auch hier: “Wandel gemeinsam gestalten”! Keine Angst vor Veränderung. Wenn wir uns trauen, kann sich der Wandel ganz leicht anfühlen. 

Wir sind mit den gesammelten Argumenten und dem Diskussionsausgang sehr zufrieden: Unser Ziel war es nicht, die Teilnehmenden entweder von der einen oder der anderen Sichtweise zu überzeugen, sondern eine Diskussion zu führen, die zum Nach- bzw. Weiterdenken anregt. Die gefundenen Ansätze sind ein Anfang: Lassen Sie uns hier weitermachen! Welche Ideen und Anmerkungen haben Sie zu Perfektionismus in Online-Meetings? 

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Sophie Wittmann studiert Gesundheitswissenschaft an der TU München und vertieft als Teamprove-Werkstudentin das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft & Health. Sie unterstützt uns bei der Contentproduktion und gestaltet unseren Social-Media-Auftritt aus der Perspektive der Generation Z mit.

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