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“Working product over comprehensive documentation” oder auch "Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation" so lautet es im Agilen Manifest.

Was heißt das jetzt für die Dokumentation, ist sie dann überhaupt noch nötig?

Doch wie sieht das gerade im Hinblick auf andere Mitarbeitende aus, die den Prozess, Entwicklung etc. nachvollziehen wollen, wenn sie bspw. einen Teil oder mehr übernehmen. Inwieweit ist Dokumentation nötig und wann wird es “zu viel”? 

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3 Antworten

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Hallo Jill,

eine der Absichten des Agilen Manifests ist es die Arbeit von Bürokratismus zu befreien. Bürokratismus ist eine Übersteigerung der Bürokratie, bei der vornehmlich Schriftlichkeit und Regelbeachtung zu Lasten der Mitarbeiter und Kunden zwanghaft übertrieben werden.

Es geht also darum, dass nur so viele Regeln aufgesetzt und nur so viel schriftlich aufgenommen wird wie es notwendig ist, um dem Kunden das zu liefern was er oder sie braucht. Wenn ich also ein Haus baue oder eine Software entwickle, dann muss es irgendwie möglich sein, dass diese in Zukunft gepflegt, erweitert, verbessert werden können. Ob es dazu reicht die Lösungen die produziert werden so gradlinig und mit wenigen Abhängigkeiten zu bauen, damit die Wartung und Fehlersuche möglichst einfach sind (Siehe "Clean Code") oder ob dafür noch Diagramme, Dokumente, Videos notwendig sind, die solche Informationen weitergeben, das sollte situativ entschieden werden.

Im Agilen Manifest steht nicht drin: "Du sollst nicht dokumentieren". Ich würde es so interpretieren: "Du sollst nur das dokumentieren was während und nach der Entwicklung für die Schöpfung und den Erhalt von Kundenmehrwert nötig ist."

Wann wird es zu viel? Wenn Dinge aufgeschrieben werden die vom Kunden (oder Gesetzgeber) nicht explizit angefordert oder benötigt werden und auch nicht für die (Weiter-)Entwicklung notwendig sind.

Ich hoffe, das hilft dir weiter. Ich bin gespannt auf weitere Meinungen zum Thema!

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Hallo Jill,

ergänzend zu dem, was Giancarlo bereits geschrieben hat, würde ich gerne noch auf die Möglichkeiten hinweisen, die sich seit der Entstehung des "Agilen Manifests" entwickelt haben.

Mit neuer Software und Techniken können wir viel einfacher Synergien schaffen, die vor einigen Jahren noch nicht möglich waren. Wir können Besprechungen als Video oder Audio aufzeichnen und müssen diese z.B. nicht mehr aufwendig schriftlich protokollieren. Für das Kommentieren von Code stehen neue Hilfsmittel zur Verfügung, die es bereits während der Entwicklung einfacher machen, ergänzende Sachverhalte kurz darzustellen. Ich finde mit diesen Möglichkeiten hat sich das explizite Dokumentieren in einigen Bereichen schon fast erledigt.
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Im Manifest für Agile Softwareentwicklung steht, dass die Ersteller vom Manifest "diese Werte zu schätzen gelernt" haben und anschließend folgt die genannte Gewichtung, dass "Funktionierende Software" wichtiger sein soll als "umfassende Dokumentation".

Aus meiner Erfahrung in nicht agilen/klassischen Projekten gibt es viele Dinge, die vertraglich geliefert werden müssen und dazu gehört typischerweise auch eine umfassende Dokumentation. Es gibt hier also zumindest vertragliche keine Gewichtung bei klassischen Projekten, da alles geliefert werden muss (Software und Dokumentation).

Aus dieser Erfahrung her mit den Zielen agiler Produktentwicklung (s. 12 Prinzipien) macht es meiner Meinung nach Sinn die Wichtigkeit funktionierender Software deutlich über die der Dokumentation zu stellen, sonst werden gleich viele Prinzipien verletzt / nicht erreicht.

Aus meiner Erfahrung wird das Prinzip "Agile Prozesse fördern nachhaltige Entwicklung. Die Auftraggeber, Entwickler und Benutzer sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können." massiv verletzt, falls man auf Dokumentation verzichtet. Denn dann würde die Software immer komplizierter und spätestens wenn dann auch noch alte Hasen das Projekt verlassen wird das Tempo deutlich langsamer ohne Dokumentation.

Wenn ich also ein "gleichmäßiges Tempo" halten will, ein "Augenmerkt auf technische Exzellenz" und gleichzeitig "die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren" versuche, dann komme ich ebenfalls zu den bereits von Giancarlo und dem anonymen Antworter genannten Punkte. Dann muss ich überlegen, welche Dokumentation brauche ich wirklich (nicht vertraglich, aber um als Team(s) mein Tempo halten zu können. Welche Dokumentation brauche ich, um gute Entscheidungen bzgl. technische Exzellenz, gutes Design und gute Architekturen, Anforderungen und Entwürfe treffen zu können. Dokumentation ist, in welcher Art auch immer, meiner Meinung nach unglaublich wichtig und essentiell, aber nicht zum Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck (mal abgesehen von gesetzlichen Vorgaben).

Daher unterstütze ich voll die Gewichtigung, dass funktionierende Software wichtiger ist, würde aber selbst niemals behaupten, dass Dokumentation unwichtig sei.

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